Unterwegs im Heiligen Land Christian Wulff, der Wohlfühl-Präsident

Jerusalem (RP). Ein Rundgang durch Betlehem, ein privates Gebet am Geburtsort Christi und ein ausführliches Gespräch mit Palästinenser-Präsident Abbas. Bundespräsident Christian Wulffs erste Nahost-Reise bringt viele schöne Bilder, aber kaum politische Botschaften.

Wulff trifft Palästinenserführer Abbas
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Auch an der Wiege des Christentums demonstriert Christian Wulff sein Gespür für Gesten und Bilder. An der Geburtsstelle Jesu Christi, einer Grotte unterhalb der Geburtskirche in Betlehem verharrt der Bundespräsident mit seiner Tochter Annalena in stillem Gebet vor dem marmorverkleideten Silberstern, der den Geburtsort symbolisiert.

Es ist der vierte und letzte Tag von Wulffs Nahost-Reise. Der Abstecher nach Betlehem in den palästinensischen Gebieten bildet den Abschluss von Wulffs Premierenfahrt in das Heilige Land. Die Reise sollte dem Kennenlernen der Verantwortlichen dienen, hatte Wulff vorher gesagt. Und nebenbei schöne Bilder eines jungen, pragmatischen Präsidenten liefern, der sich als Vermittler zwischen den Generationen und Religionen versteht. Anecken ist nicht die Sache dieses Präsidenten.

"Besondere Beziehung"

Wulff redet mit Israels Premier Netanjahu, mit Israels Präsident Peres und mit Palästinenser-Präsident Abbas. Seine Vokabeln sind danach meist dieselben. Engagement für beide Seiten müsse Deutschland zeigen, ohne die "besondere Beziehung" zu Israel zu vergessen.

Eine Zwei-Staaten-Lösung sei das Ziel und das Existenzrecht Israels Verpflichtung aller Deutschen. Die sanfte Mahnung, in der Siedlungsfrage möge Israel eine "konstruktive" Rolle spielen, ist für Wulffs Verhältnisse schon eine gewagte Aussage. Nach dem ausführlichen und "sehr guten" Gespräch mit Palästinenser-Präsident Abbas stellen sich die beiden kurz den Journalisten.

Wulff will nichts sagen

Auf eine Frage eines arabischen Journalisten zum möglichen Status der Stadt Jerusalem, sagt Wulff dann das: Er wolle dazu nichts sagen. Man dürfe die Komplexität des Konflikts nicht erschweren. Ein bisschen wenig sei das alles gewesen, moniert die israelische Presse. Der Präsident solle nicht nur zuhören, sondern auch sagen, was er will, ist in einer Tageszeitung zu lesen.

Doch Wulff lächelt das schwierige Thema meist weg. Beim Besuch einer lutherisch-evangelischen Deutschen Schule in Betlehem überbringt Wulff die Nachricht, dass die palästinensische Autonomiebehörde nunmehr das deutsche Abitur anerkennt.

Bei einem Rundgang durch die Altstadt Betlehems, an seiner Seite wieder einmal Tochter Annalena (17), lässt er sich von einer deutschen Touristengruppe über seine Erlebnisse ausfragen, und von zwei Männern in weißem Gewand sogar die palästinensische Flagge um den Hals legen.

Nicken, schweigen, weitergehen

Nach ein paar Sekunden bemerkt er, dass das Bild schwierig sein könnte. Er legt sie wieder ab. Ein Beduinen-Führer stellt sich dem Präsidenten in den Weg. "Wir leiden unter der Besatzung", ruft der Mann aufgeregt. "Wir sind Menschen. Wir wollen Freiheit." Wulffs Gesichtsausdruck wird ernst.

Er nickt, schweigt und eilt weiter. Auf dem Dach der Geburtskirche kann sich der Präsident, der vor zehn Jahren zuletzt im Heiligen Land war, dem Konflikt nicht mehr entziehen. Am Horizont steht die meterhohe Mauer, die die Israelis weit in palästinensischem Gebiet errichten lassen.

Viele jüdische Siedlungen umringen die Stadt. "Wir haben keine Bewegungsfreiheit", klagt die palästinensische Tourismusministerin Khouloud Daibes, die zehn Jahre in Hannover gelebt hat und fließend Deutsch spricht. Sie zeigt mit dem Finger auf eine gerade erst fertig gestellte Siedlung. "Sie kommen immer näher." Wulff fragt, wie viele Besucher pro Jahr in die Stadt kommen. Auch er werde bald wiederkommen, verspricht der Präsident mehrfach. Dann will Christian Wulff auch eine politische Rede halten.

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