Kommentar Wie Sachsen es schaffen kann

Chemnitz · Ein Jahr vor der Landtagswahl in Sachsen geht es für Regierungschef Michael Kretschmer darum, vom Getriebenen zum Ordnenden zu werden. Den Anfang hat er gemacht.

 Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer in Chemnitz.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer in Chemnitz.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Das muss ihm am Ende gut getan haben. Wurde er am Anfang noch ausgebuht und ausgepfiffen, erntete er zwei Stunden später Respekt und Anerkennung: So sah für Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer der Abend in der Arena in Chemnitz aus. Tatsächlich hat er einen guten Job gemacht. Er lebte vor, was er von seinen empörten Sachsen einfordert: „Leute, Nerven behalten!“

Dabei ist Kretschmers Aufgabe gigantisch: Über Jahrzehnte haben Verantwortliche die Augen davor verschlossen, wie Rechtsextremisten ihre Netzwerke knüpften. In einer von Stimmungsmache, Verbrechen und Fake News aufgeheizten Situation haben sie nun leichtes Spiel, die verunsicherten Menschen auf die Straße und in ihre Netze zu treiben. Diese Vorgänge werden von den ideologischen Gegnern genutzt, ihrerseits mobil zu machen und die Dimension maßlos zu überzeichnen. So bringen sie eine ganze Stadt pauschal in Verruf. Um so kopfloser reagieren die sich unschuldig fühlenden Betroffenen.

Hier ist ein Dialog, wie ihn Kretschmer startete, das Gebot der ersten Stunde. Schonungslose Aufklärung muss hinzu kommen. Es reicht nicht, dass er auf Verschärfungen des Asylrechtes verweist. Er muss auch beweisen, dass es funktioniert. Wenn der mutmaßliche Täter von Chemnitz als mehrfach Vorbestrafter längst hätte abgeschoben sein müssen, hilft kein Reden. Dann muss Kretschmer den Nachweis des Handelns führen. Und bei einschlägigen Versäumnissen sichtbare Konsequenzen ziehen.

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