Angebliche Homosexualität CDU wütend über Gerüchte gegen Schavan

Düsseldorf (rpo). Die CDU-Spitze ist wütend und entsetzt über die innerparteiliche Gerüchtekampagne gegen Annette Schavan. Die Bundesvizechefin wehrt sich vehement gegen die anonymen Vorwürfe, sie sei lesbisch. Derzeit bewirbt sie sich im Wettbewerb mit CDU-Fraktionschef Günther Oettinger um die Nachfolge von Ministerpräsident Erwin Teufel.

Düsseldorf (rpo). Die CDU-Spitze ist wütend und entsetzt über die innerparteiliche Gerüchtekampagne gegen Annette Schavan. Die Bundesvizechefin wehrt sich vehement gegen die anonymen Vorwürfe, sie sei lesbisch. Derzeit bewirbt sie sich im Wettbewerb mit CDU-Fraktionschef Günther Oettinger um die Nachfolge von Ministerpräsident Erwin Teufel.

"Das ist eine miese und unanständige Debatte", sagte CDU-Vizechef Jürgen Rüttgers der "Rheinischen Post". Bundestagsvizepräsident Norbert Lammert (CDU) sagte der Zeitung: "Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass Teile der Partei mit dieser Art unsäglicher Andeutungen Einfluss auf eine wichtige Personalentscheidung zwischen zwei hochqualifizierten Kandidaten nehmen wollen."

Annette Schavan hat sich unterdessen vehement gegen die anonymen Vorwürfe, sie sei lesbisch, gewehrt. "So etwas kann nur Leuten einfallen, denen zu mir ansonsten gar nichts einfällt", betonte die baden-württembergische Kultusministerin gegenüber der "Welt".

Schavan hatte sich am Montagabend erstmals öffentlich zu den seit Wochen schwelenden Gerüchten über eine mögliche Homosexualität geäußert. "Wer es genau wissen will: Mir fehlen die Eignung, Lust und Neigung dazu", sagte die 49-jährige unverheiratete Ministerin bei der CDU-Regionalkonferenz im schwäbischen Tuttlingen.

Sie widersprach nun der Einschätzung, erst damit eine öffentliche Debatte ausgelöst zu haben. Die aktuelle Diskussion diene "zur Verklarung", unterstrich Schavan. Sie fügte hinzu: "Nicht ich habe das Thema aufgebracht, sondern es wurde von anderen anonym betrieben. Und deshalb muss es ausgeräumt werden." Es scheine "Leute zu geben, die glauben, daraus Kapital schlagen zu können", sagte die Ministerin. Außerdem deute die Kampagne auf "vielleicht erhöhte Nervosität" hin.

Oettinger verurteilt Attacken

CDU-Fraktionschef Günther Oettinger, der mit Schavan um die Nachfolge von Ministerpräsident Erwin Teufel konkurriert, verurteilte die Attacken gegen seine Mitbewerberin. Oettinger sagte der "Bild"-Zeitung: "Wir haben bisher einen sehr guten Stil im Wahlkampf gehabt. Solche Fragen, die in die Privatsphäre gehen, sind abwegig." Er fügte hinzu: "Jeder hat das Recht auf eine Privatsphäre. Und ob jemand ein Kind hat oder nicht, darf für so eine Entscheidung keine Rolle spielen." Schavan akzeptierte diese Erklärung Oettingers. "Ich nehme ihm das so ab", sagte sie.

Ein Mitglied des CDU-Landesvorstands sagte, die Gerüchte kämen offenbar "aus dem Umfeld Günther Oettingers", wahrscheinlich von "vermeintlich wohlmeinenden Unterstützern Oettingers". Es sei aber vorstellbar, dass der Fraktionschef selbst gar nicht dahinterstecke und auch "gar nicht glücklich" darüber sei. Solche Gerüchte könnten letztlich Oettinger mehr schaden als Schavan.

Auch CDU-Präsidiumsmitglied Hermann Josef Arentz betonte: "Solche Aktionen sind Gift. Sie schaden dem Gedanken des demokratischen Wettbewerbs." Leidtragende seien am Ende sowohl Schavan als auch Oettinger.

Das Rennen um die Nachfolge Teufels gilt derzeit als offen. "Es wird sehr, sehr knapp", hieß es am Mittwoch in der Landes-CDU. Die rund 80.000 Mitglieder der Südwest-CDU sollen bis Ende November per Briefabstimmung bestimmen, wer Nachfolger von Teufel wird.

Der Gewinner der Mitgliederbefragung soll am 11. Dezember auf einem Landesparteitag zum CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2006 gekürt und am 21. April 2005 vom Landtag zum neuen Ministerpräsidenten gewählt werden. Teufel hatte im Oktober seinen Rücktritt zum 19. April 2005 angekündigt.

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