CDU und CSU finden sich neu Fragiles Verhältnis

Meinung | Berlin · 2021 war ein traumatisches Jahr für die Union. Nun soll es einen Neuanfang geben und alles besser werden zwischen CDU und CSU. Doch die Gräben sind nach wie vor tief.

Zu Beginn eines neuen Jahres sind die Vorsätze immer gut, das ist auch bei CDU und CSU nicht anders. Die gute Absicht in diesem Jahr: Wir werden ein richtig gutes Verhältnis miteinander entwickeln. Eine vertrauens- und respektvolle Beziehung pflegen, geprägt von Offenheit und einem guten Miteinander. Dieser Ansatz ist zugegebenermaßen nicht ganz neu bei den Schwesterparteien. Aber 2022 soll nun wirklich alles anders und garantiert ein Neuanfang sein - zumal ja nun mit Friedrich Merz auch die CDU sich neu aufstellt. Eine gute Voraussetzung also?

Vielleicht. Ein Neuanfang ist jedenfalls bitter nötig. Denn die Erfahrung des Wahljahres 2021 mit dem erbitterten Machtkampf zwischen dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet und CSU-Chef Markus Söder ist noch gut in Erinnerung. Ebenso wie die nicht enden wollenden öffentlichen Sticheleien Söders gegen Laschet - aber auch die eher unter der Hand gehandelten Gerüchte um Person und Charakter Söders, die wiederum von CDU-Leuten genüsslich weitergegeben wurden.

Bei der CSU-Landesgruppenklausur, die wegen Corona später im Jahr und nicht in Bayern stattfindet, gab es am Mittwoch sehr versöhnliche Töne von allen Seiten. Söder etwa machte deutlich, dass der Erfolg der Union in Deutschland auch für die CSU in Bayern sehr wichtig sei. Es gäbe keine Entkoppelung, sagte er vor dem Hintergrund der bayerischen Landtagswahl im kommenden Jahr. „Deswegen ist wichtig, dass die Union insgesamt geschlossen auftritt national.“ Hört, hört.

 Merz und Söder sollen es nun richten - die hübsch inszenierten Bilder des gemeinsamen Gesprächs im Januar aus Oberbayern dienten diesem Zweck. Man will sich künftig auch enger abstimmen, auch zwischen den Führungsgremien der Parteien.

Eine Selbstverständlichkeit für Schwesterparteien möchte man meinen. Doch das letzte Jahr hat die tiefen Gräben aufgezeigt. In Düsseldorf und München etwa, den Zentren des Machtkampfs zwischen Laschet und Söder, gab es kein Gespür für den anderen, keine wirkliche Kenntnis der Machtverhältnisse vor Ort. Die Einschätzungen liefen noch am Tag der Verkündung der Kandidatur Söders komplett quer.

 Auch wenn vieles an der Oberfläche nun bereinigt scheint, das gegenseitige Misstrauen ist nicht verschwunden. Zwischen München und Düsseldorf etwa gibt es nach wie vor kein vertrauensvolles Verhältnis - eher ein kritisches Beäugen. So schnell ist der Umgang mit Armin Laschet nicht vergessen. Und auch bei der CSU hadert man immer noch, wie sich die große Schwester über bayerische Machtansprüche hinweggesetzt und sich in Teilen damit auch gegen die Stimmung in den CDU-Landesverbänden gestellt hat.

Auch wenn man in Friedrich Merz sicher nicht zuvorderst einen Friedensengel vermutet -  er wird in seinen neuen Funktionen  als CDU-Vorsitzender und Unionsfraktionschef  viele vertrauliche Gespräche führen müssen. Verletzungen brauchen Zeit, um zu heilen. Auch wenn man öffentlich bereits das Gegenteil versichert.

(mün)
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