Zukunft der CDU Neue Führung verzweifelt gesucht

Berlin · Die CDU sondiert und sondiert. Intern laufen die Telefondrähte heißt. Mit einem Aufschlag wird zwar bald gerechnet, doch in der Partei wächst der Unmut ob der unklaren Lage. Und auch die Frauen sind unzufrieden.

So viel, wie in diesen Tagen bei der CDU gerade gesprochen wird, ist im gesamten vergangenen Jahr nicht miteinander geredet worden. Die Drähte glühen - im Mittelpunkt dabei Friedrich Merz. Der Sauerländer will erneut einen Versuch unternehmen, an die Spitze der Partei zu treten - zumindest das kristallisiert sich immer stärker heraus.  Intern war schon mit dem vergangenen Wochenende gerechnet worden, doch der öffentliche Aufschlag fiel bislang aus. Der Grund dafür: Ob Merz dabei jemand als Teampartner folgt, ist (noch) unklar. Klar ist: Bis zum 17. November muss es eine Entscheidung geben. Dem Vernehmen nach sollen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und MIT-Vorsitzender Carsten Linnemann nicht als CDU-Chefs kandidieren wollen.

CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen dagegen scheint weiter fest entschlossen, als Parteivorsitzender anzutreten. Unklar ist, ob sich Fraktionschef Ralph Brinkhaus jemandem anschließt, oder lieber auf eigene Rechnung spielt. Er hatte seinen Anspruch auf den Fraktionsvorsitz lange vor der Wahl angekündigt und scheint derzeit nicht gewillt, diesen Anspruch aufzugeben.

Die Frauen in der Partei wiederum sind von den Machtspekulationen wenig angetan: „Frauen müssen echte Partnerinnen sein und nicht nur als Feigenblatt dienen, damit das Bild stimmt. Partnerschaftlichkeit gelingt nur auf Augenhöhe und wenn Frauen in der CDU strukturell in der Breite besser verankert sind“, sagte die Vorsitzende der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, unserer Redaktion.

„Die Männer, die jetzt für den Parteivorsitz im Gespräch sind, wägen genau ab, ob sie die Mehrheiten für eine Kandidatur haben und ihren Hut in den Ring werfen. Das muss man auch Frauen zugestehen. Bei der Beschaffung von Mehrheiten sind Frauen in der CDU strukturell im Nachteil. Es gibt derzeit keine Ministerpräsidentin, eine CDU-Landesvorsitzende, eine CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, keine Bezirksvorsitzende und nur 39 Kreisvorsitzende“, betonte Widmann-Mauz.

Auch Vize-Parteichefin Silvia Breher machte deutlich, dass es ohne Frauen nicht gehen wird und warb für eine Teamlösung:

„Die größte Aufgabe der neuen CDU-Führung wird es sein, die Partei zu befrieden und sie inhaltlich, strukturell und habituell zu erneuern“, sagte sie. „Wir benötigen deswegen ein Personalangebot, das gemeinsam, als Team, diese Aufgabe angeht. Ich halte es für elementar wichtig, dass dieses Team zum einen auch Frauen an sichtbaren und verantwortungsvollen Positionen hat, aber auch die gesamte Breite der Partei sichtbar macht. Die CDU kann nur dann zu neuer Stärke finden, wenn uns den strukturellen Problemen, die wir haben stellen, und diese schnell und konsequent aufarbeiten.“ Breher selbst hatte bereits klargestellt, dass sie nicht als Vorsitzende antreten wird.

Eine Frau jedenfalls wird sich das nur noch aus der Ferne anschauen: Angela Merkel, geschäftsführende Kanzlerin und langjährige CDU-Vorsitzende, kündigte in einem Deutsche-Welle-Interview an, sich nach dem Ende ihrer Kanzlerschaft vollständig aus der Politik zurückzuziehen. „Ich werde danach keine Politik mehr machen“, erklärte sie. „Ich werde jetzt nicht Konfliktlöserin für politische Konflikte sein, das habe ich viele Jahre gemacht.“ Nach Ende ihrer Amtszeit stünden zunächst „Lesen und Schlafen im Wechsel“ an.

(mün/jw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort