CDA-Bundestagung CDU-Sozialflügel feiert Merkel in Münster

Münster · Der Arbeitnehmerflügel in der CDU trifft sich am Wochenende in Münster zur Bundestagung der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Im Mittelpunkt stand der Besuch der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel. Der CDA-Bundesvorsitzende Karl-Josef Laumann wurde mit 93 Prozent der Stimmen wiedergewählt.

 Angela Merkel (Mitte, in rot) wurde auf der CDA-Bundestagung herzlich empfangen.

Angela Merkel (Mitte, in rot) wurde auf der CDA-Bundestagung herzlich empfangen.

Foto: Gerhard Voogt

Die Bundeskanzlerin warb für eine Stärkung der praktischen Berufe."Simply the best" - der Song von Tina Turner erklang, als Angela Merkel in die Halle Münsterland einzog. Die Delegierten der 35. CDA-Bundestagung begrüßten die Bundeskanzlerin mit stürmischem Beifall. Merkel wirkte gut gelaunt und begann ihre Rede mit einem Witz über das Rednerpult, das "zu weit links in der Ecke" stehe. "Hier ist von Mitte ja nichts zu sehen", rief Merkel in den Saal. "Das war ein Scherz", fügte sie sicherheitshalber hinzu.

In ihrer 50-minütigen Rede hielt sich die Bundeskanzlerin mit Angriffen auf SPD und Grüne zurück. Vielmehr skizzierte sie die Herausforderungen, die Digitalisierung, demografischer Wandel und Globalisierung für die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme bedeuten.

Viel Beifall bekam Merkel, als sie die Bedeutung praktischer Berufe betonte. "Eine gute Ausbildung ist nicht nur eine akademische Ausbildung", erklärte Merkel. Praktische Berufe seien "genauso viel wert" wie akademische. Es sei befremdlich, dass man zwölf Jahre zur Schule gehen müsse, um Krankenschwester zu werden, erklärte die Bundeskanzlerin.

Der Leitantrag, den die Delegierten in Münster beraten, steht unter der Überschrift "Teilhaben. Mitgestalten. Zusammenhalten". Ralf Brauksiepe, NRW-Chef der CDA, machte sich dafür stark, dass im Ausland "Kompetenzzentren" des deutschen Modells der Berufsausbildung aufgebaut werden sollen. "Alle Welt beneidet uns um die duale Ausbildung. Wir müssen sie noch mehr zum Exportschlager machen", erklärte Ralf Brauksiepe. Azubis aus dem Ausland sollen künftig besser unterstützt werden. "Um ihnen Unterkunft und Förderung zu geben, müssen die Jugendwohnheime personell und investiv stärker ausgestattet werden."

Auch die zunehmende Arbeitsbelastung von Arbeitnehmern an Wochenenden sehen die CDA-Vertreter kritisch. In dem Leitantrag heißt es, dass der Sonntag möglichst arbeitsfrei bleiben soll. "Zeitwohlstand ist ein entscheidender Faktor für Lebensqualität", so der Antragstext. Die Menschen müssten Zeit für sich und Zeit für das Zusammensein mit anderen haben. Zudem "Zeit für Freizeit und Erholung, Zeit für Muße und Kultur — und nicht zuletzt auch Zeit für Religion und Kirche".

Im Abschnitt "Gute Arbeit" geht es um die Stärkung von sozial abgesicherten Arbeitsverhältnissen. So soll der missbräuchliche Einsatz von Werkverträgen beendet werden. Durch die Scheinselbständigkeit von Arbeitnehmern würden Mindestlöhne unterwandert und Sozialversicherungsbeiträge umgangen. "Wir fordern die zuständigen Behörden auf, mehr zu kontrollieren, in welchen Fällen es sich jeweils um echte Werkverträge, um Scheinselbständigkeit und um illegale Arbeitnehmerüberlassung handelt", heißt es.

Bei der Bundestagung stehen auch Wahlen auf dem Programm. Der CDA-Vorsitzende Karl-Josef Laumann wurde mit 93,2 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. 306 der 334 abgegebenen Stimmen entfielen am Samstag in Münster bei der 35. Bundestagung der CDA für den CDU-Fraktionschef im NRW-Landtag. Laumann führt damit den Sozialflügel in der CDU für weitere zwei Jahre an. Einen Gegenkandidaten hatte Laumann nicht. Er steht seit 2005 an der Spitze der CDA. Vor zwei Jahre wurde Laumann mit 87 Prozent der Stimmen gewählt.

Der Sonntag wird mit einer Andacht beginnen. Nach der Verabschiedung des Leitantrags endet die Bundestagung traditionell mit der Nationalhymne.

(gmv)
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