Wettkampf um CDU-Vorsitz JU-Chef Ziemiak will Kramp-Karrenbauer nicht wählen
Hamburg · Rund zehn Prozent der Delegierten beim CDU-Parteitag stellt die Junge Union. Deren Chef Paul Ziemiak hat jetzt angekündigt, wie er bei der Vorstandswahl abstimmen wird - nämlich nicht für Annegret Kramp-Karrenbauer.
Ziemiak sagte nach Informationen unserer Redaktion am Donnerstagabend vor Vertretern der Jungen Union, seine Heimat sei Nordrhein-Westfalen beziehungsweise das Sauerland. Das werde er bei seiner Entscheidung berücksichtigen. Die JU-Delegierten sollten „in ihrem Herzen“ bewegen, dass - der aus NRW stammende - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn viel für die Nachwuchsorganisation der CDU getan habe. Der dritte Kandidat, Friedrich Merz, kommt wie Ziemiak aus dem Sauerland.
Ziemiaks Botschaft wurde von Teilnehmern der Sitzung so verstanden, dass er im ersten Wahlgang Spahn wählen wolle und in einem möglichen zweiten Wahlgang für Merz stimmen werde. Die Junge Union stellt in etwa zehn Prozent der 1001 Delegierten. Spahn werden die schlechtesten Chancen eingeräumt. Es wird mit einem knappen Rennen zwischen dem früheren Unionsfraktionschef Merz und Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer gerechnet. Vor dem Parteitag war spekuliert worden, Kramp-Karrenbauer habe Ziemiak den Posten des Generalsekretärs in Aussicht gestellt, wenn er sie unterstütze.
Kramp-Karrenbauer wurde am späten Donnerstagabend von Wirtschaftsvertretern unter den Delegierten zu einem Treffen eingeladen. Merz und Spahn sprachen lange mit Delegierten aus Nordrhein-Westfalen, die mit 296 Vertretern die mit Abstand größte Gruppe auf dem Parteitag bilden. Am Abend galt es als ausgeschlossen, dass Spahn noch auf seine Kandidatur zugunsten von Merz verzichten werde. Mehrere Delegierte erklärten, man könne die Wähler Spahns nicht automatisch in einem zweiten Wahlgang dem Merz-Lager zuordnen.
Merkel sagte am Donnerstagabend vor Pressevertretern, sie werde neutral bleiben und keine Wahlempfehlung abgeben. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble wirbt für Merz, Wirtschaftsminister Peter Altmaier für Kramp-Karrenbauer. Merkel wird am Vormittag nach 18 Jahren an der Parteispitze ihre letzte Rede als Vorsitzende halten. Wer ihr nachfolgt, soll am frühen Abend feststehen.