Analyse der Wahl in Hamburg CDU in allen Bereichen unterlegen

Hamburg/Mannheim (RP). Bei einer Bürgerschaftswahl, bei der die Bundespolitik praktisch keine Rolle spielte, ist die Ausgangslage hochrelevant: Nachdem nur 29 Prozent der Befragten meinen, Schwarz-Grün habe Hamburg vorangebracht, und 64 Prozent sagen, Ex-Bürgermeister Ole von Beust habe Hamburg im Stich gelassen, präsentiert sich die CDU in desolater Verfassung.

Scholz jubelt - Ahlhaus wie versteinert
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Zu massiven Imageverlusten der Landespartei und den Negativrekorden des Kandidaten kommen signifikante Kompetenzeinbußen. Die SPD gilt nicht nur bei den Hamburger Top-Themen Schule, Finanzen, Familie oder Wohnungsmarkt als kompetenteste Partei. Sie kann den Christdemokraten selbst in bisherigen CDU-Domänen wie Wirtschaft und Arbeit klar den Rang ablaufen und erreicht so weite Teile auch des urban-bürgerlichen Milieus.

Lokalpolitik gab den Ausschlag

Da für 82 Prozent die Lokalpolitik den Ausschlag gab, liegt die Basis des SPD-Wahlsiegs vor Ort. Beim Ansehen als Landespartei erreicht die SPD mit 1,6 (2008: 1,1) auf einer Skala von plus 5 bis minus 5 den höchsten Wert. Während die CDU auf minus 0,7 (2008: plus 1,5) einbricht, wird auch ihr grüner Ex-Partner im Senat mit minus 0,1 (2008: plus 0,5) kritischer gesehen. FDP (minus 1,3; 2008: minus 0,2) und Linke (minus 2,2; 2008: minus 2,5) liegen tief im Negativen.

Konnte Ole von Beust (CDU) vor drei Jahren noch mit 2,0 überzeugen, erreicht sein Nachfolger Christoph Ahlhaus (CDU) lediglich minus 0,6. SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz wird dagegen mit 2,0 bewertet und genießt ein parteiübergreifend positives Ansehen. Scholz gilt als der glaubwürdigere, kompetentere und sympathischere Kandidat. Nie zuvor wurde ein Amtsinhaber ähnlich heftig deklassiert.

Die SPD wird in allen Bevölkerungsgruppen klar stärkste Partei. Bei Arbeitern erzielt sie 59 Prozent (plus 19), ist aber auch bei Angestellten mit 52 Prozent (plus 19) und Beamten mit 52 Prozent (plus 18) stark. Innerhalb der Altersgruppen kommt die SPD mit 44 Prozent auf ihr schwächstes Resultat bei den 18- bis 29-Jährigen (plus vier), bei den ab 60-Jährigen erreicht sie jetzt 53 Prozent (plus 24). Genau hier verliert die CDU dramatisch: Bei den ab 60-Jährigen halbiert sich praktisch der Zuspruch auf 29 Prozent (minus 27), bei den unter 60-jährigen Wählern schafft die CDU maximal 17 Prozent und liegt hier nur knapp vor den Grünen.

Analyse der Forschungsgruppe Wahlen

(RP)
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