"C wie Zukunft" erntet Spott im Netz CDU blamiert sich mit Wahlkampf-Slogan

Schwerin (RPO). Für den Landtagswahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern hatte sich die CDU wohl etwas betont Originelles ausdenken wollen. Doch die ersten Reaktionen auf den Slogan "C wie Zukunft" fielen anders aus als erwartet. Im Internet ergießen sich Kübel von Spott über das Motto, dessen Sinn wohl erst auf den zweiten Blick erkennbar wird.

Peinliche Wahlkampf-Ideen
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Aus ganz Deutschland kommen höhnische Kommentare wie "C wie Wahlkampfdebakel" oder "C wie Helmut Cohl". Die CDU des Landes freut sich über die Aufmerksamkeit. Ob alle fixen User im Netz auf Anhieb verstehen, dass das "C" eigentlich für die CDU und deren Spitzenkandidaten Lorenz Caffier stehen soll, ist zumindest fraglich.

Schüler bastelte Spott-Seite im Internet

Die Verbreitung des Slogans befeuerte ein 19-jähriger Schüler und SPD-Anhänger: Dennis Morhardt aus dem niedersächsischen Salzgitter entdeckte am Sonntag erste Kommentare zur CDU-Kampagne im sozialen Netzwerk Facebook. Er musste zunächst laut lachen, weil er den Sinn nach eigenen Angaben nicht sofort verstand und von Lorenz Caffier noch nie etwas gehört hatte.

"Dann habe ich mich gleich am Sonntagabend hingesetzt und die Seite http://c-wie.de/ gebastelt", erzählte Morhardt der Nachrichtenagentur dapd. Der Zwölftklässler arbeitet neben der Schule als Webentwickler und erstellte schon vorher politische Satire-Websites.

Den Link zu c-wie.de versandte er über den Kurznachrichtendienst Twitter. Keine 24 Stunden später sei die Seite schon mehr als 10.000 Mal aufgerufen worden. Die Besucher hinterließen rund 3000 Einträge wie "C wie 10 Prozent Stimmenverlust".

Inzwischen bietet die Seite ein Best-of der Einträge an, generiert aus Tweets und den Klicks auf den "Gefällt mir"-Button von Facebook. Darunter finden sich Perlen wie "C wie Leder" oder aber auch "C wie Zack Norris". Spitzenreiter der Favoritenliste sind aber am Mittwochvormittag die Einträge "C wie O, nur rechts offen" und "C wie Zensur".

CDU will "in die Diskussion kommen"

CDU-Generalsekretär Vincent Kokert verteidigte den Slogan am Dienstag und verkündete: "Wir haben gehofft, in die Diskussion zu kommen. Es hat funktioniert". Laut Kokert waren die Reaktionen beabsichtigt, eine Werbeagentur habe die Partei beraten.

Freilich ist Caffier nicht der einzige Politiker, der mit einer vermeintlich originellen Idee ein Eigentor geschossen hat. Das zeigt allein ein Blick in die bundesdeutsche Wahlkampfgeschichte. Gut in Erinnerung ist etwa die Kampagne der CDU-Politikerin Vera Lengsfeld, die auf Plakaten mit der Oberweite der Kanzlerin und dem Slogan "Wir haben mehr zu bieten" für sich warb.

Kreative oder lustige Ansätze in der politischen Kommunikation hätten schnell den "Anschein des Unseriösen", erläuterte der Politikwissenschaftler Marco Althaus von der Technischen Hochschule Wildau nahe Berlin. Der 40-Jährige beriet in der Vergangenheit SPD-Politiker und war Sprecher des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums.

Der Wahlkampf biete der Politik stets die Chance, Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb müssten Parteien auch mal "bunte Ballons" steigen lassen. Die CDU-Kampagne bewertete Althaus jedoch als "banal und begrenzt lustig". Wenn die CDU nun Pech habe, werde das "C wie…" ein running gag bis zum Wahltermin am 4. September.

(apd/pst)
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