Toleranzpolitik im Nachbarland Wie die Niederlande den Cannabiskonsum verwalten

Berlin · Die Bundesregierung diskutiert darüber, Cannabis in Deutschland zu legalisieren. In den Niederlanden wird der Cannabiskonsum seit Jahren toleriert. Das Beispiel zeigt: Die Situation ist schwer zu regulieren.

Cannabis-Legalisierung in Deutschland – Pro und Contra im Überblick
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Cannabis-Legalisierung in Deutschland – Pro und Contra im Überblick

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Ein gängiges Urteil in Deutschland lautet: In den Niederlanden ist der Cannabishandel legal. Das Vorurteil stimmt jedoch nicht: Kiffen ist in den Niederlanden zwar erlaubt, aber niemals legalisiert worden. In mehr als 200 von 344 Gemeinden - etwa in Rotterdam - ist der Konsum von Cannabis im öffentlichen Raum nicht gestattet. Wer auf der Straße damit erwischt wird, kann eine Geldstrafe von 95 Euro bekommen. Zu Hause oder in einem Coffeeshop ist das Rauchen dagegen erlaubt. Wer mehr als fünf Gramm Cannabis besitzt, kann auch in den Niederlanden strafrechtlich verfolgt werden. Der Besitz von fünf Gramm wird toleriert, aber bei Kontrollen zieht die Polizei es ein.

Cannabis wird in den Niederlanden seit den 70er Jahren toleriert. Die Regierung wollte damit den Umgang zwischen harten und sogenannten weichen Drogen trennen. Doch der Cannabishandel löste sich niemals ganz vom Kokainhandel und wird noch immer weitgehend durch die organisierte Kriminalität kontrolliert, wie der prominente Fall des mächtigen Drogenhändlers Ridouan T. zeigt, der 2020 in Dubai verhaftet wurde.

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Deswegen versucht die Bürgermeisterin von Amsterdam, Femke Halsema, händeringend, den Cannabis- vom Kokainmarkt zu trennen. Ihre Lösung: Nur noch Bewohnern der Niederlande zu erlauben, in Coffeeshops zu gehen. Eine ähnliche Maßnahme versuchte die Regierung bereits 2011. Sie funktionierte allerdings damals nicht - in vielen Gemeinden nahm der illegale Handel zu.

Interessant auch: Der Anbau von Cannabis ist strafbar in den Niederlanden. Die Strafen für den Anbau und Verkauf von Cannabis reichen von einer Geldstrafe in Höhe von 1000 Euro bis zu einer Gefängnisstrafe von sechs Jahren.

Da all die verschiedenen Tatbestände mehr verwirren als Aufklärung schaffen, versucht die niederländische Regierung seit 2017 den Cannabishandel zu legalisieren. Ende dieses Jahres sollte das eigentlich in zehn Gemeinden getestet werden. Der Versuch wurde aber auf das zweite Halbjahr 2023 verschoben, die ersten Ergebnisse werden nicht vor 2024 erwartet. Alle Coffeeshops in den zehn Gemeinden sollen dann vier Jahre lang nur legal angebautes Cannabis verkaufen. Außerdem dürfen Coffeeshops in den teilnehmenden Gemeinden nahe den Grenzen zu Deutschland und Belgien, wie Arnheim, Nijmegen, Maastricht und Heerlen, Cannabis nur an Bewohner der Niederlande verkaufen.

Das sollten Sie über Cannabis wissen
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In den Niederlanden kann Cannabis nicht legal angebaut werden.

In den Niederlanden kann Cannabis nicht legal angebaut werden.

Foto: AP/Fernando Vergara

Der Vorteil von legal angebautem Cannabis ist nach Angaben der Regierung, dass die Qualität geprüft werden kann. In diesem Testlauf der Regierung soll auch die maximale Cannabismenge in Coffeeshops erhöht werden. Derzeit sind es 500 Gramm pro Tag. Viele Coffeeshop-Besitzer hoffen auf eine höhere Mengenbegrenzung - die Nachfrage ist auf alle Fälle vorhanden.

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