Bundesweite Schließungen am 14. Juni Apotheker protestieren gegen Gesundheitspolitik

Berlin · Laut Branchenverband verschlechtert sich die Lage der Apotheken zunehmend. Die Arzneimittel-Versorgung sei langfristig in Gefahr, die Politik müsse jetzt handeln. Am 14. Juni sollen Apotheken daher geschlossen bleiben. Das Gesundheitsministerium von Karl Lauterbach (SPD) kontert prompt – und sieht keinen Anlass für den Protest.

 Am 14. Juni sollen Apotheken bundesweit geschlossen bleiben. Die Branche protestiert damit gegen die Politik.

Am 14. Juni sollen Apotheken bundesweit geschlossen bleiben. Die Branche protestiert damit gegen die Politik.

Foto: dpa/dpa, ole cul rho

Lieferengpässe, Corona-Pandemie und Nachwuchsmangel – laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) ist die Lage der deutschen Apotheken prekär. In den vergangenen Jahren sähen sich die Betreiber mit immer größer werdenden Aufgaben konfrontiert, gleichzeitig würden Honorare gekürzt. Aktuell bliebe die flächendeckende Versorgung noch erhalten, aber: „Die Bewältigung dieser Aufgaben fällt den Apotheken-Teams immer schwerer", sagte Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Berlin.

Fakt ist: Es gibt immer weniger Apotheken. Die Gesamtzahl ist laut Verband zwischen 2015 und 2022 von 20.249 auf 18.068 gesunken. „Das entspricht ungefähr dem Niveau der 1980er Jahre“, so Overwiening. In diesem Jahr verzeichne man deutschlandweit sogar nur noch 17.993 Apotheken. „Zur Zeit schließt etwa alle 17 Stunden eine Apotheke für immer“, so die Präsidentin. Schuld sei der hohe wirtschaftliche Druck: Bürokratie und die von den Krankenkassen geforderten Honorar-Streichungen belasteten die Apotheken, während die Tariflöhne der Beschäftigten um mehr als die Hälfte gestiegen seien, so die Abda.

Im Zuge der Pandemie hätten sich die erforderlichen Leistungen seitens der Apotheke vermehrt: Sie führten Corona-Impfungen und -Testungen durch, stellten Zertifikate aus, lieferten Impfdosen. „Apotheken leisten nicht nur bemerkenswert viel für die Gesundheitsversorgung, sondern sind auch noch auffallend günstig für die Krankenkassen“, meint Overwiening. „Mickrige zwei Prozent“ des Budgets der Krankenkassen entfalle auf sie. Von der Politik fühle sich die Branche seit Jahren im Stich gelassen. „Wir müssen die Ergebnisse dieses kaputtgesparten Systems ausbaden.“

Für Mittwoch kommender Woche, den 14. Juni, ruft die Abda zu einem bundesweiten Protesttag auf. Alle Apotheken mit Ausnahme der Notdienste sollen an diesem Tag geschlossen bleiben. Damit wolle man „ein Zeichen setzen“ gegen die „untätige Gesundheitspolitik“, die diesen Protest provoziert habe, so Overwiening. Die Apothekerschaft fordert eine Erhöhung des Fixhonorars von derzeit 8,35 Euro netto auf 12 Euro. Dieses solle jährlich an die Kostenentwicklung angepasst werden. Für den Mehraufwand bei der Bewältigung von Lieferengpässen will die Branche zudem einen finanziellen Ausgleich. Insgesamt hat die Abda einen 10-Punkte-Forderungskatalog vorgelegt.

Bereits am Montag konterte das Bundesgesundheitsministerium von Ressortchef Karl Lauterbach (SPD) die Anschuldigungen. Das Einkommen der Apotheker sei in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich gestiegen. „Allein 2021 verzeichneten die Apotheken einen Mehrumsatz von circa 2,5 Milliarden Euro (vier Prozent)“, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. Auch der Absatz von Arzneimittelpackungen sei 2022 deutlich um rund neun Prozent auf 1,4 Milliarden Packungen gestiegen. Und die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln sei gewährleistet. Das Ministerium verweist dafür auf ein Gutachten des Forschungs- und Beratungsinstituts IGES, das sich mit Fragen der Infrastruktur und Gesundheit befasst.

Der Verband zeigte sich überrascht. Das Ministerium habe keinen Unterschied zwischen Umsatz, Absatz und Erträgen gemacht. „Es ist unsinnig, dass man mit solchen Zahlen hantiert“, sagte Abda-Präsidentin Overwiening. Die Personalkosten pro Apotheke seien durchschnittlich um 33.000 Euro gestiegen. Insofern seien die Zahlen „in der Interpretation völlig verfehlt“.

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