Luftangriff von Kundus Bundeswehr wusste offenbar früh von toten Zivilisten

Berlin (RPO). Die Bundeswehr soll nach einem Medienbericht früher als bislang bekannt durch einen geheimen Bericht über eine hohe Zahl ziviler Opfer durch den Bombenabwurf bei Kundus informiert gewesen sein. Demnach soll ein afghanischer Informant seinem deutschen Quellenführer in Kundus nur Stunden nach dem Bombenabwurf berichtet haben, unter den Opfern seien "genauso Taliban wie Zivilisten", heißt es in einem am Freitag vorab verbreiteten Beitrag.

Kundus-Affäre: Hauptpersonen und offene Fragen
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Foto: AP

Durch den Luftschlag seien "mindestens 100 Menschen gestorben". Laut "Spiegel"-Informationen soll es sich bei der Quelle sich um einen Afghanen "mit direktem Zugang zu Informationen über die Aktivitäten der Aufständischen im Distrikt Chahar Darreh" handeln, der aus Sicht der Bundeswehr in der Vergangenheit "relativ glaubwürdig berichtet" habe, heißt es weiter.

In dem mehrseitigen Bericht des Informanten soll stehen, dass die Taliban den Treibstoff der Tanklaster verteilen wollten. Wegen der Benzinabfüllung sei "vorstellbar", dass zu dem Zeitpunkt des Bombenabwurfs eine große Zahl an Zivilisten anwesend war und getötet wurde.

Meinungsverschiedenheiten vor Angriff

Der geheime Nato-Untersuchungsbericht belegt laut "Spiegel" zudem, dass es kurz vor dem Bombenabwurf in einer wichtigen Frage zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem deutschen Oberst Georg Klein und seinem Fliegerleitoffizier mit dem Codenamen "Red Baron 20" gekommen sei. Etwa gegen 0.48 Uhr in der Nacht zum 4. September hatte die US-Luftwaffe ihren B-1-Bomber zum Tanken abgezogen und mitgeteilt, nur bei einer unmittelbaren Bedrohung für Nato-Truppen könne ein Ersatzflugzeug geschickt werden.

Klein habe den Amerikanern gesagt, es gebe Feindberührung. Kleins deutscher Flugleitoffizier habe bei seiner Befragung dagegen gesagt, er habe in dieser Situation weder eine unmittelbare Bedrohung gesehen "noch die Notwendigkeit, Feindberührung anzugeben".

(DDP/felt)
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