Trotz Totenkopf-Skandal Bundeswehr will Zeitsoldaten ohne Psychotest einstellen

Berlin (RPO). Einem Bericht der "Tageszeitung" (TAZ) zufolge will die Bundeswehr in Zukunft Zeitsoldaten einstellen, ohne sie vorher in Gesprächen mit Psychologen einschätzen zu lassen. Viele der betroffenen Soldaten würden schon sieben Monate nach Dienstantritt in Auslandseinsätze geschickt. Hintergrund der neuen Regelung sind Sparvorhaben.

Die neue Regelung würde den Großteil der neu eingestellten Zeitsoldaten betreffen. Bisher war es gängige Praxis für jeden einzelnen Bewerber, dass ein Psychologe ihn im persönlichen Gespräch einschätzt, wie die "Tageszeitung" ("taz") berichtet. Jetzt aber solle der Fachmann am Prüfgespräch zu Beginn des kommenden Jahres für alle Anwärter auf die niederen Dienstränge nicht mehr beteiligt werden.

"Der psychologische Fachmann gibt dann nur noch eine Einschätzung nach Durchsicht der Akten", sagte Oberstleutnant Rainer Stange, stellvertretender Leiter des Nachwuchsgewinnungszentrums Ost der Bundeswehr in Berlin der "taz". "Aber nach unseren Erfahrungen kann man nur nach Zeugnisnoten und Computertestergebnissen keine verlässlichen Aussagen treffen."

Viele der betroffenen Soldaten gingen schon sieben Monate nach Dienstantritt in den Auslandseinsatz, wo sie einer zunehmenden psychischen Belastung ausgesetzt seien, hieß es in dem Bericht.

Dass der psychologische Test wegfalle, sei auf eine Personalumschichtung in der Bundeswehr zurückzuführen. Immer mehr der bundesweit 185 Armee-Psychologen würden mit den Soldaten ins Ausland geschickt. Ihr Aufgabenbereich in der Eignungsfeststellung werde schlicht zusammengestrichen; Neueinstellungen kämen aufgrund der Sparvorgaben nicht in Frage. Im zivilen Bereich der Bundeswehr, zu dem die Psychologen gehören, sollten vielmehr tausende Stellen abgebaut werden.

(afp2)
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