"Deutschlandtrend" SPD liegt erstmals seit 2006 vor der Union

Berlin · Die SPD setzt ihren Umfragen-Höhenflug fort. Im ARD-"Deutschlandtrend" erreichen die Sozialdemokraten 32 Prozent und liegen damit erstmals seit Oktober 2006 beim Meinungsforschungsinstitut Infratest Dimap wieder vor der Union.

 Martin Schulz (Archivbild)

Martin Schulz (Archivbild)

Foto: rtr, joh/LP

Für CDU und CSU würden 31 Prozent stimmen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Die AfD liegt bei elf, die Grünen bei acht und die Linke bei sieben Prozent. Auch die FDP würde mit sechs Prozent in den Bundestag einziehen.

Bereits am Mittwoch hatten zwei Umfragen ergeben, dass sich die SPD seit der Ernennung von Martin Schulz zum SPD-Kanzlerkandidaten bei Werten über 30 Prozent stabilisiert. Die große Mehrheit der Deutschen unterstützt auch die Forderung von Schulz nach Korrekturen bei den Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010.

Im "Deutschlandtrend" halten es 65 Prozent für richtig, wenn Arbeitslose - wie von Schulz bei einer SPD-Konferenz vorgeschlagen - länger Arbeitslosengeld I bekommen, damit sie nicht in Hartz IV rutschen. Dagegen sprachen sich 29 Prozent aus. In einer "Focus"-Umfrage sind sogar 75 Prozent dafür, die Zahlung von Arbeitslosengeld zu verlängern, und nur zwölf Prozent dagegen.

Rund 67 Prozent finden es auch richtig, dass zeitlich befristete Arbeitsverträge nur noch bei sachlichen Gründen möglich sein sollen, wie Infratest ermittelte. Jeder Vierte ist anderer Meinung. Mit den Hartz-IV-Reformen hatte der damalige SPD-Kanzler Gerhard Schröder den Arbeitsmarkt modernisiert.

Während die SPD in den Umfragen zulegt, verliert vor allem die AfD. Noch im vergangenen Dezember gaben 15 Prozent der Deutschen an, bei der nächsten Bundestagswahl die AfD wählen zu wollen. Aktuell sehen die Meinungsforscher die Zustimmung für die Partei von Frauke Petry und Jörg Meuthen bei acht bis elf Prozent.

Der Schulz-Effekt beschert der SPD nicht nur ein Hoch in den Umfragen, sondern nach Jahren des Niedergangs auch einen kleinen Mitgliederboom. Seit Martin Schulz vor vier Wochen am 24. Januar von Noch-Parteichef Sigmar Gabriel als Kanzlerkandidat vorgeschlagen wurde, sind über das Internet 6564 Bürger in die Partei eingetreten, wie die SPD auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Auch die anderen Parteien spüren, dass im Wahljahr und nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump das Interesse an Politik in der Bevölkerung zunimmt.

Zu den Online-Eintritten kommen bei der SPD noch viele Menschen, die sich direkt in den Landesverbänden um ein Parteibuch bemüht haben.
Diese Zahlen werden von der Bundespartei aber erst mit Verzögerung erfasst.

Allein in Nordrhein-Westfalen, wo im Mai gewählt wird, gab es seit Jahresanfang mehr als 2300 Neueintritte (Online und auf Papier). "Solche Zahlen haben wir seit 20 Jahren nicht mehr gehabt", sagte ein SPD-Sprecher in Düsseldorf.

(dpa)
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