Viel Ärger um Wahlkampf-Postkarten der Jusos Steinbrück verteidigt Anti-Hoeneß-Kampagne

Berlin · Die gegen Kanzlerin Merkel und Uli Hoeneß gerichtete Postkartenaktion der Jusos stößt auf massive Kritik. CDU-Vize Laschet will die Kampagne stoppen, der FDP-Politiker Kubicki spricht von einer Geschmacklosigkeit. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück lässt die Kritik nicht gelten.

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Der SPD-Kanzlerkandidat verteidigt die Postkartenaktion, mit der Bayern-Präsident Uli Hoeneß und das Thema Steuerbetrug aufgespießt werden, ausdrücklich. "Erst beschweren sich einige über einen angeblich lahmen Wahlkampf. Dann gibt es dank Klaus Staeck etwas politische Satire und es erregen sich dieselben Gemüter", erklärte Steinbrück auf seiner Homepage. "Es ist Wahlkampf", betonte er.

Die von dem Grafikdesigner Staeck gestaltete Karte zeigt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) beim Handschlag mit Hoeneß, dem ein Prozess wegen Steuerbetrug droht. Die Karte, auf der kein SPD-Logo zu sehen ist, ziert der Spruch: "Glückwunsch Uli! Wir Steuern das schon". Der SPD-Nachwuchs will bis zu 100.000 Karten an Fußballstadien verteilen.

Doch die Negativ-Resonan bei der politischen Konkurrenz ist groß. Das Motiv suggeriere einen Zusammenhang zwischen der Bundeskanzlerin und Hoeneß' Steueraffäre, sagte CDU-Vizechef Armin Laschet bei einer Wahlkampfveranstaltung am Samstag in Bonn. Laschet forderte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) in Bonn auf: "Sagen Sie den Jusos, wir wollen das nicht." Die Aktion müsse umgehend gestoppt werden.

Auch Bayern-Aufsichtsrat und CSU-Ehrenvorsitzender Edmund Stoiber (71) meldete sich empört zu Wort. "Dies ist ein beispielloser Vorgang. Es ist unakzeptabel, den Fußball auf diese Weise parteipolitisch zu missbrauchen. Das sind die Geister, die Steinbrück mit seinen Wahlkampf-Angriffen auf den Präsidenten des FC Bayern München gerufen hat. Wer durch seine Äußerungen zu einer solchen Hetzkampagne ermuntert, ist als Kanzler und Integrationsfigur ungeeignet", ließ der ehemalige bayrische Ministerpräsident und Kanzlerkandidat am Samstag über seinen Sprecher verlauten.

Auch vom schleswig-holsteinischen FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki kam Kritik. "Die geplante Aktion ist an Geschmacklosigkeit nicht mehr zu überbieten." Er habe sich nie träumen lassen, dass sich SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück auf ein solches Niveau begebe.

Die Staatsanwaltschaft München hatte Ende Juli Anklage gegen Hoeneß erhoben. Dieser hatte im Januar wegen nicht versteuerter Erlöse auf einem Konto in der Schweiz Selbstanzeige erstattet. Weil diese scheinbar nicht vollständig war, leitete kurz darauf die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung Ermittlungen gegen Hoeneß ein. Steinbrück hatte Hoeneß kürzlich aufgefordert, das Amt als Präsident des FC Bayern wegen der Steueraffäre zumindest ruhen zu lassen.

(dpa/AFP/sid)
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