Koalitionsverhandlungen Die Ampel steht auf Durchfahrt

Berlin · Die Unterhändler von SPD, Grünen und FDP schenken sich so viel Vertrauen, dass sie jetzt miteinander weitermachen wollen: Jetzt sollen konkrete Koalitionsverhandlungen beginnen.

 Annalena Baerbock, Christian Lindner, Olaf Scholz und Saskia Esken nach den Gesprächen am Freitag.

Annalena Baerbock, Christian Lindner, Olaf Scholz und Saskia Esken nach den Gesprächen am Freitag.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Vermutlich sind sie müde. Aber diese Müdigkeit wird jetzt, um 13.44 Uhr, als das Ergebnis verkündet ist, von einer tiefen Zufriedenheit überlagert. Adrenalin verleiht Flügel. Erst recht, wenn die rot-gelb-grüne Ampel schon mal blinkt. Achtung, wir kommen! Sie haben noch einmal bis tief in die Nacht gesprochen, verhandelt, Passagen gestrichen und neu formuliert. Irgendwann hatten sie dann zwölf Seiten Sondierungspapier, dicht beschrieben, auf jenen Stand gebracht, hinter dem sich alle versammeln konnten. Robert Habeck sagt gut zehn Stunden später, als die Vorsitzenden, Kanzler- und Spitzenkandidaten von SPD, Grünen und FDP ihren Zwischenstand präsentieren: „Wenn man nachts lange miteinander redet, dann lernt man sich sehr gut kennen.“ Drei Mikrofone weiter steht Christian Lindner und schwärmt vom „besonderen Stil“, der die vergangenen drei Tage geprägt habe. Es habe „lange Zeit keine vergleichbare Chance“ gegeben, Gesellschaft, Wirtschaft und Staat gleichermaßen zu modernisieren. Olaf Scholz, der im von ihm angestrebten Idealfall noch vor Weihnachten zum nächsten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt sein will, zieht gar die ganz lange Linie. Er schwärmt vom „größten industriellen Modernisierungsprojekt in Deutschland seit 100 Jahren“. Fast klingt es so, als rufe Scholz da schon eine Jahrhundert-Regierung mit ihm als Kanzler aus noch bevor aus den Sondierungsgesprächen auch offiziell Koalitionsverhandlungen geworden sind. Aber dazu soll es jetzt kommen.