Die Parteien des Bundestags SPD – im Einsatz für soziale Gerechtigkeit

Die SPD ist neben der Union die Partei, die die Bundesrepublik am meisten geprägt hat. Ost- und Friedenspolitik, Sozialstaat und Aufstieg durch Bildung sind ihre Markenzeichen. Über 20 Jahre lang stellte sie den Bundeskanzler. Seit 2005 kämpft sie mit einem zunehmenden Bedeutungsverlust.

 Olaf Scholz (SPD), Bundesminister der Finanzen, hält bei der Jahresklausur des SPD-Parteivorstands im Willy-Brandt-Haus im Februar 2021 einen sogenannten "Impulsvortrag".

Olaf Scholz (SPD), Bundesminister der Finanzen, hält bei der Jahresklausur des SPD-Parteivorstands im Willy-Brandt-Haus im Februar 2021 einen sogenannten "Impulsvortrag".

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Wer hat die SPD gegründet?

Die SPD ist aus der Arbeiterbewegung entstanden, die sich wiederum soziologisch aus der Industrialisierung seit Ende des 18. Jahrhunderts herausgebildet hatte. Als Lohnabhängige der vielen vor allem im 19. Jahrhundert entstandenen Industrieunternehmen entwickelten die Arbeiter in den großen deutschen Städten ein Klassenbewusstsein. Der Rechtsanwalt und Revolutionär des Jahres 1848, Ferdinand Lasalle (1825-1864), berief schließlich Arbeitervereine nach Leipzig ein, wo sich am 23. Mai 1863 der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) konstituierte. Sechs Jahre später gründeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), die sich mit dem ADAV 1875 auf dem Parteitag in Gotha vereinigte. Seit 1890 heißt die Partei Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).

Wann wurde die SPD gegründet?

Als Gründungsdatum der Partei gilt der 23. Mai 1863, als sich der ADAV als erste gesamtdeutsche Arbeiterpartei in Leipzig konstituierte. Allerdings kann man auch den Parteitag in Gotha, der von 22. bis 27. Mai 1875 dauerte, als Geburtsstunde der Sozialdemokratie bezeichnen. Denn damals vereinigte sich die Sozialdemokratische Arbeiterpartei SDAP mit dem ADAV zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Sie SPD ist die älteste demokratische Partei Deutschlands im Bundestag.

Welche Werte vertritt die SPD?

Die SPD sieht sich in der Tradition des christlich-jüdischen und humanistischen Erbes Europas sowie der Aufklärung. Sie speist sich auch aus der marxistischen Gesellschaftsanalyse und den Erfahrungen der Arbeiterbewegung. Sie tritt nach eigenem Bekunden für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität ein. Die SPD bezeichnet sich selbst als „linke Volkspartei“ und Partei des demokratischen Sozialismus. Seit dem Godesberger Programm von 1959 bekennt sich die Partei zur sozialen Marktwirtschaft und zur Westbindung, wobei der soziale Ausgleich, die Besserstellung der kleinen Leute und die Friedensorientierung ihr besonders wichtig sind. Auch Internationalität, Gleichberechtigung der Frau und der Einsatz für vielfältige Lebensentwürfe spielen bei der SPD eine zentrale Rolle. Wichtige Werte sind ihr Bildung, Ökologie und Mitbestimmung. Konstituierend für die SPD sind die Grundrechte, der Rechtsstaat und die repräsentative Demokratie.

In welchen Bundesländern regiert die SPD?

Die SPD stellt den Ministerpräsidenten oder die Ministerpräsidentin in sieben Bundesländern, nämlich in Berlin (Michael Müller), in Brandenburg (Dietmar Woidke), in Bremen (Andreas Bovenschulte), in Hamburg (Peter Tschentscher), in Mecklenburg-Vorpommern (Manuela Schwesig), in Niedersachsen (Stephan Weil) und in Rheinland-Pfalz (Malu Dreyer). In Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und dem Saarland ist sie Teil der Regierung.

Wie viele Mitglieder hat die SPD 2021?

404.305 Mitglieder Ende 2020, die letzte aktuelle Zahl. In den 70er Jahren hatte sie auf dem Höhepunkt mehr als eine Million Mitglieder.

Zu welchem Zeitpunkt war die SPD am stärksten?

Bei der Bundestagswahl 1972 nach dem gescheiterten konstruktiven Misstrauensvotum gegen die sozialliberale Koalition errang die SPD mit Bundeskanzler Willy Brandt mit 45,7 Prozent das beste Ergebnis ihrer Geschichte und wurde erstmals stärkste Partei im Parlament. Das schaffte sie danach nur noch 1998 mit dem Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder, der die SPD mit 40,9 Prozent auch das letzte Mal über die 40-Prozent-Marke hievte.

Welche Kanzler stellte die SPD?

Der erste Bundeskanzler der SPD war Willy Brandt, der von 1969 bis 1974 regierte und eine Koalition aus SPD und FDP anführte. Sein Nachfolger war Helmut Schmidt, der in der gleichen Konstellation bis 1982 im Kanzleramt saß. Von 1998 bis 2005 war Gerhard Schröder Bundeskanzler in einer rot-grünen Regierung. Insgesamt stellte die SPD während 20 Jahren den Bundeskanzler.

Prominente Mitglieder der SPD

Bedeutende Sozialdemokraten im Lauf der Geschichte waren die Parteigründer August Bebel und Ferdinand Lasalle, der Reichspräsident Friedrich Ebert und der Reichskanzler Philipp Scheidemann in der Weimarer Republik, der SPD-Parteivorsitzende Otto Wels, der trotz des Nazi-Terrors gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmte, der Wiederbegründer der SPD in der Bundesrepublik, Kurt Schumacher, Friedensnobelpreisträger Willy Brandt, der Entspannungspolitiker Egon Bahr und der langjährige Bundestagsfraktionsvorsitzende und „Zuchtmeister“ Herbert Wehner, Annemarie Renger als erste Bundestagspräsidentin der SPD, Jutta Limbach als erste Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, der Krisenmanager und Kanzler Helmut Schmidt, sein bislang einziger SPD-Nachfolger im Kanzleramt, Gerhard Schröder, der Wirtschaftsexperte Karl Schiller, der langjährige NRW-Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Johannes Rau, die erste SPD-Vorsitzende Andrea Nahles sowie der gegenwärtige Kanzlerkandidat Olaf Scholz und die beliebte rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

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