Politbarometer-Umfrage zur Bundestagswahl SPD bleibt in einer starken Position

Mannheim · Eine Woche vor der Bundestagswahl gab es in der jüngsten Umfrage des Politbarometers nur wenig Bewegung. Der Wahlausgang ist aber weiterhin offen.

 Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD), Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Bündnis90/Die Grünen) und Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) stehen im Fernsehstudio vor dem Triell am vergangenen Sonntag bei ARD und ZDF.

Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD), Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock (Bündnis90/Die Grünen) und Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) stehen im Fernsehstudio vor dem Triell am vergangenen Sonntag bei ARD und ZDF.

Foto: dpa/Michael Kappeler

 Das Rennen um die Bundestagswahl bleibt spannend. Anders als vor vier Jahren zeichnet sich nach den aktuellen Zahlen des Politbarometers der Forschungsgruppe Wahlen noch kein klarer Sieger ab. Die SPD liegt weiterhin vorn. Sie würde 25 Prozent erreichen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. Gegenüber der Umfrage vor einer Woche ist diese Zahl allerdings unverändert. Auch die Union bleibt in der jüngsten Erhebung mit 22 Prozent unverändert auf Platz zwei. Die Grünen verlieren dagegen einen Punkt und erreichen noch 16 Prozent.

Die anderen Parteien bleiben bei ihren Werten von vor einer Woche. Dabei kommen FDP und AfD auf jeweils elf Prozent, die Linke auf sechs Prozent. Neben einer großen Koalition aus SPD und Union wären als Dreierkonstellationen eine Ampel (SPD, Grüne, FDP), Jamaika (Union, Grüne, FDP), Rot-Grün-Rot, Kenia (SPD, Union, Grüne) und Deutschland (SPD, Union, FDP) möglich. Allerdings sind 38 Prozent aller Befragten zurzeit noch nicht sicher, ob oder wen sie bei der Bundestagswahl wählen werden.

  Dafür ist das Interesse am Urnengang in einer Woche höher als bei der Bundestagswahl vor vier Jahren. 76 Prozent der Deutschen – im Jahr 2017 waren es 72 Prozent – interessieren sich nach eigenen Angaben stark (46 Prozent) oder sehr stark (31 Prozent) für das anstehende Ereignis. Doch für lediglich 17 Prozent der Wahlberechtigten ist der Ausgang schon klar. Dagegen glauben 82 Prozent, das Rennen sei noch offen. Bei der vergangenen Bundestagswahl 2017 lagen diese Zahlen bei 57 (Ausgang klar) und 41 Prozent (Ergebnis noch offen). Ebenfalls konträr zu 2017 sind die Erwartungen der Deutschen an den Wahlausgang. Hatten vor vier Jahren im Vorfeld gut vier von fünf Befragten mit einem Unions-Wahlsieg gerechnet, erwarten heute 58 Prozent der Wahlberechtigten einen Wahlsieg der SPD mit Olaf Scholz. Dass die Union mit Armin Laschet am Ende gewinnen wird, glauben aktuell 21 Prozent. Die Grünen mit Annalena Baerbock als stärkste Partei vermuten nur drei Prozent.  

Unter den bevorzugten Koalitionsmodellen liegt die Ampel-Koalition mit SPD, Grünen und FDP mit einer Zustimmung von 37 Prozent (39 Prozent lehnen sie ab) klar in Führung. Auf dem zweiten Platz landet die große Koalition unter Führung der SPD. Dafür sprechen sich 34 Prozent der Befragten aus (schlecht finden ein solches Bündnis 45 Prozent). Nur auf Rang drei schafft es die lange Zeit favorisierte Kombination aus Union, Grünen und Liberalen (Jamaika-Koalition). Das wünschen sich 30 Prozent, 52 Prozent sind dagegen. Auf die gleiche Zustimmung trifft eine große Koalition unter Führung der Union. Und 27 Prozent halten sogar eine Rot-grün-rote Regierung für gut, 56 Prozent lehnen sie ab.

Insgesamt wünschen sich die Befragten von der SPD, sollte sie die Option haben, lieber eine Ampel-Koalition als ein Linksbündnis mit Grünen und Linken. Der FDP empfehlen fast genauso viele Deutsche eine „Ampel“ wie „Jamaika“; bei den Grünen gehen die Empfehlungen zwischen den drei hypothetischen Optionen „Ampel“, Rot-Grün-Rot oder „Jamaika“ auseinander. Die Anhänger der jeweiligen Parteien haben allerdings klare Präferenzen. Im SPD-Lager wünschen sich die meisten – bei den jeweils vorgelegten Alternativen – eine „Ampel“, das FDP-Lager bevorzugt „Jamaika“ und die Grünen-Anhänger raten zu Rot-Grün-Rot.

Die Deutschen halten auch nach wie vor den SPD-Bewerber Scholz am besten für das Kanzleramt geeignet. Allerdings ist die Zahl derer, die ihn für das wichtigste politische Amt in Deutschland für befähigt halten, von 70 Prozent Anfang September zur Monatsmitte auf 67 Prozent gesunken. Der Unions-Kandidat Laschet gilt für 29 Prozent als kanzlerfähig, zwei Drittel sprechen ihm diese Eignung ab. Auf einen Wert von nur 26 Prozent kommt die Grünen-Vorsitzende Baerbock. Sie halten 69 Prozent nicht für das Amt geeignet.

Auch im direkten Vergleich hält der SPD-Kandidat seine beiden Kontrahenten klar auf Distanz. Unverändert gegenüber der vergangenen Umfrage würden 48 Prozent aller Wahlberechtigten für Scholz stimmen, nur 22 Prozent für  Laschet (vor einer Woche: 21 Prozent) und 15 Prozent für Baerbock (zuletzt 16 Prozent). Bei seinen eigenen Anhängern erreicht Scholz eine Zustimmung von 88 Prozent, Laschet erreicht bei den Unionswählern 65 Prozent, und Baerbock kommt in den eigenen Reihen auf 68 Prozent.

Scholz liegt auch beim Ranking der zehn wichtigsten Politiker und Politikerinnen in Deutschland auf einer Skala von -5 bis +5 hinter Angela Merkel (2,4 unverändert) mit einem Wert von 1,6 (unverändert) auf Platz zwei. Es folgen gleichauf der Grünen-Chef Robert Habeck und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder mit 1,2 auf Rang drei. Auf Platz fünf liegt FDP-Chef Christian Lindner (0,4 nach 0,3), während Baerbock erstmalig mit 0,1 wieder im positiven Bereich liegt und Rang sechs belegt.  Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU, 0,0) und sein SPD-Kollege im Außenamt, Heiko Maß (0,0) stehen auf Platz sieben. Der CDU-Wirtschaftsexperte Friedrich Merz belegt mit -0,3 Rang neun. Letzter ist der Unionskandidat Laschet mit -0,4 (zuvor -0,5).

Gut eine Woche vor der Bundestagswahl gewinnt das Thema Klimawandel/Umwelt weiter an Bedeutung, wohingegen Corona – wenngleich prinzipiell präsent – erneut an Bedeutung verliert. Bei der vorgabenfreien Frage nach den wichtigsten Problemen in Deutschland entfallen bei zwei möglichen Antworten 47 Prozent der Nennungen auf den Bereich Klimawandel/Umwelt und noch 28 Prozent auf das Coronavirus und die Konsequenzen der Pandemie. Die weiteren für die Bürger und Bürgerinnen wichtigen Themen sind Ausländer/Asyl/Integration/Flüchtlinge (13 Prozent), Soziales Gefälle/Gerechtigkeit/Arm-Reich (zwölf Prozent),  Rente/Alterssicherung (zehn Prozent), Bildung/Schule (sieben Prozent), Wirtschaftslage und Politikverdruss/Affären (je sechs Prozent), Kosten/Preise/Löhne sowie Digitalisierung (je fünf Prozent).

Etwas anders gewichten die Wahlberechtigten mit Blick auf den Wahltag am 26. September die individuelle Bedeutung bestimmter Themen für die Wahlentscheidung: Als „sehr wichtig“ für ihre Stimmabgabe bei der Bundestagswahl bezeichnen 53 Prozent den Bereich „Soziale Gerechtigkeit“, 43 Prozent „Klimaschutz“, 25 Prozent „Flüchtlinge und Asyl“ und 22 Prozent „Corona“. Im Detail gibt es hierbei auffällige Unterschiede: Für SPD-, Linke- und Grüne-Anhänger und Anhängerinnen besitzt „Soziale Gerechtigkeit“ deutlich mehr Relevanz als im Unions- und FDP-Lager. Unter Unions-, AfD- und FDP-Anhänger/innen hat „Klimaschutz“ etwas beziehungsweise deutlich weniger häufig eine sehr große Bedeutung als in der Gesamtheit; „Flüchtlinge und Asyl“ ist für AfD- und Linke-Anhänger/innen besonders häufig ein starkes Motiv, „Corona“ dagegen nur im AfD-Lager.

Vom 14.09. bis 16.09.2021 hat die Forschungsgruppe Wahlen 1406 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte in Deutschland telefonisch befragt; dabei wurden Festnetz- und Mobilfunknummern berücksichtigt.

Der Artikel wurde um weitere Umfrageergebnisse aktualisiert.

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