Recklinghausen Mißfelder zittert um sein Mandat

Recklinghausen (RPO). Philipp Mißfelder muss offenbar um den Einzug in den Bundestag bangen. In einem Kopf-an-Kopf-Rennen unterlag der CDU-Jungpolitiker im Wahlkreis Recklinghausen dem SPD-Kandidaten Frank Schwabe. Für Mißfelder ein Problem: Die CDU hat bundesweit so viele Wahlkreise direkt geholt, dass Mißfelders erneuter Einzug in den Bundestag noch wackelt.

 Philipp Mißfelder auf dem Parteitag der Jungen Union

Philipp Mißfelder auf dem Parteitag der Jungen Union

Foto: Philipp Mißfelder 2008 ddp

Es war das Duell der jungen Wilden in Recklinghausen. Der 1979 geborene CDU-Politiker Philipp Mißfelder und der SPD-Kandidat Frank Schwabe — Jahrgang 1970 —kämpften um die Erststimmen im Wahlkreis Nummer 122. Am Ende konnte sich der Umweltexperte der SPD deutlich mit 46,89 Prozent der Stimmen durchsetzen. Mißfelder kam gerade auf 28 Prozent.

 SPD-Umweltexperte Frank Schwabe ist der haushohe Sieger in Recklinghausen.

SPD-Umweltexperte Frank Schwabe ist der haushohe Sieger in Recklinghausen.

Foto: Deutscher Bundestag/Thomas Koehler

Die Voraussetzungen für einen Wahlsieg des Vorsitzenden der Jungen Union waren alles andere als optimal. Zu häufig hatte Philipp Mißfelder im vergangenen Jahr für negative Schlagzeilen gesorgt. So brüskierte er vor allem Hartz-IV-Empfänger, als er im Februar eine radikale Reformierung der deutschen Sozialsysteme forderte. Wenn man den Armen mehr Geld gebe, so Missfelder, kurbele man vor allem "die Tabak- und Spirituosenindustrie" an.

Kein Geld für "für einen Rentner-Adventure-Urlaub"

Nicht der erste Fehlgriff des Jungpolitikers. Bereits vor sechs Jahren hatte er sich vor allem bei den Rentnern unbeliebt gemacht. Damals forderte er, die Leistungen der gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung auf eine reine Grundversorgung zurück zu fahren: Sozialsysteme seien "nicht dafür zuständig", dass jeder ältere Mensch "fit für einen Rentner-Adventure-Urlaub" sei.

Frank Schwabe steht dagegen für leisere Töne. Der 39-Jährige machte sich in der Vergangenheit vor allem in der Umweltpolitik stark. Er hält bislang den Wahlkreis Nummer 122, ihn gilt es herauszufordern. 2005 schaffte er 55,7 Prozent, die CDU lag bei 31 Prozent. Damals, vor vier Jahren, waren beide Neulinge im politischen Geschäft. Am Ende holte Schwabe das Direktmandat, Mißfelder zog über die Landesliste seiner Partei ins Deutsche Parlament ein.

Auftritt zweier routinierter Politprofis

So konnten sich beide in diesem Jahr als routinierte Politprofis bei den Wahlkampfveranstaltungen präsentieren. Mißfelder, einziges CDU-Präsidiumsmitglied ohne Staatsamt, versuchte sich in den Wahlkampfveranstaltungen gerade die junge Wählerschaft als junger Karrierist zu beeindrucken. Sein Rivale verstand es dagegen, in den Wahlkampfdebatten stärker die inhaltliche Richtung vorzugeben und seine Erfahrung als klimapolitischer Sprecher der SPD im Bundestag auszuspielen.

Trotz seines haushohen Sieges wollte bei Frank Schwabe am Sonntagabend keine große Freude aufkommen. Zu groß war die Niederlage seiner Partei auf Bundesebene. Er wird zukünftig wohl auf der Oppositionbank im Bundestag Platz nehmen müssen. Sein unterlegener Rivale hat allerdings noch ein viel größeres Problem. Ob er über die Landesliste seiner Partei wieder in den Bundestag einzieht, steht bislang noch nicht fest. Für ihn wird es wohl eine lange Nacht.

(RPO)
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