TV-Nachlese "Maischberger" "Ich habe heute im Studio eine Waffe dabei"

Düsseldorf · Ein kleines Parlament hat sich am Mittwochabend bei Sandra Maischberger versammelt: Pro Partei, die am Sonntag in den Bundestag gewählt werden könnte, hatte die Redaktion einen prominenten Anhänger eingeladen, um Koalitionsgespräche zu simulieren.

Die Sendung "Maischberger" vom 20. 9. 2017
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Die Sendung "Maischberger" vom 20. 9. 2017

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Foto: ARD

Darum ging's Obwohl noch gar nicht gewählt worden ist, diskutierten die Gäste von Moderatorin Sandra Maischberger über das Thema "Die Wahljury: Wer verliert, wer regiert?". Maischberger ließ Prominente den Wahlausgang prognostizieren und über mögliche Koalitionen verhandeln.

Darum ging's wirklich Eigentlich sollte jede Partei, die am Sonntag voraussichtlich in den Bundestag einziehen wird, in der Sendung analysiert werden. Doch über eine halbe Stunde lang ging es fast ausschließlich um die AfD und die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die anderen Parteien und auch weitereThemen wie der Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit hatten deutlich weniger Anteil an der Sendung.

Die Gäste

  • Uschi Glas, Schauspielerin, CDU-Anhängerin
  • Clemens Schick, Schauspieler, SPD-Mitglied
  • Helmut Markwort, ehemaliger "Focus"-Chefredakteur, FDP-Mitglied
  • Christoph Butterwegge, Politikwissenschaftler, Anhänger der Linkspartei
  • Hans-Hermann Gockel, ehemaliger Sat1-Moderator, AfD-Sympathisant
  • Tayfun Bademsoy, Schauspieler, Grünen-Wähler

Der Frontverlauf

Die deutschen Wähler haben nicht mal ihre beiden Kreuze auf dem Wahlzettel gemacht, da lässt Sandra Maischberger in ihrer Sendung vor der Bundestagswahl am Sonntag schon über mögliche Koalitionen spekulieren —und zwar mit Hilfe von sechs Promis, die jeweils eine Partei vertreten: die Schauspielerin Uschi Glas ist bekennender Fan der CDU, der Schauspieler Clemens Schick ist SPD-Mitglied und unterstützt Kanzlerkandidat Martin Schulz, der ehemalige "Focus"-Chefredakteur Helmut Markwort ist FDP-Mitglied, der Armutsforscher Christoph Butterwegge trat für die Linkspartei gegen Frank-Walter Steinmeier bei der Wahl des Bundespräsidenten an, der türkischstämmige Schauspieler Tayfun Bademsoy wählt die Grünen, und Ex-Moderator Hans-Hermann Gockel befürwortet die AfD.

Zu Beginn sollte jeder Gast einen anderen von "seiner" Partei überzeugen. Hans-Hermann Gockel sollte Grünen-Anhänger Tayfun Bademsoy überzeugen. "Ohne Waffe kann man nicht mehr aus dem Haus gehen. Ich habe heute Abend im Studio auch eine Waffe dabei — das Grundgesetz", sagte Gockel und zitierte einige Artikel, darunter den für freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit und Asyl, die seiner Meinung nach nicht mehr eingehalten würden. Das überzeugte Bademsoy natürlich nicht.

Dann führten die Gäste fast die Hälfte der Sendung eine rückwärtsgewandte Diskussion über Merkels Flüchtlingspolitik, Obergrenzen und die AfD. Die Argumente sind immer dieselben. Gockel beschrieb ein Gefühl der Überfremdung und sagte, er fühle sich wie in Nordafrika, in Schwarzafrika oder wie im Nahen Osten, wenn er durch nordrhein-westfälische Innenstädte gehe. "Es hat mit Ihren Ressentiments im Kopf zu tun, dass Sie überall nur Ausländer sehen", sagte Armutsforscher Butterwegge, der sich in der Sendung am stärksten engagierte und immer wieder pointierte Statements formulierte.

Schauspieler Bademsoy erzählte, dass sein Sohn mittlerweile Ausländerfeindlichkeit auf der Straße spüre. "Ihre Haltung vergiftet das Land emotional", warf er Gockel vor. Schauspieler-Kollege Schick wies auf Widersprüche der AfD hin. "Im Programm der AfD steht, dass sie eine deutsche Kultur möchte, die sich auf Werte des Humanismus, des Christentums und der Aufklärung berufe. Christentum verbinde ich mit Barmherzigkeit, Humanismus mit Toleranz und Aufklärung mit Vernunft. Deswegen ist es das Eine, was im Programm steht. Aber was wird gesagt? Das hat mit dem Programm teilweise nichts mehr zu tun."

Die Diskussion über die übrigen Parteien SPD, Linke, FDP und Grüne wurde in den verbleibenden 40 Minuten im Zehn-Minuten-Takt abgearbeitet. Bei der SPD reichte es, um dem Kanzlerkandidaten Martin Schulz noch einen mitzugeben, bei der Linkspartei versuchte Butterwegge vergeblich, der Runde klarzumachen, welche Vorteile eine Reichensteuer hätte.

Als es um die FDP ging, kam noch einmal Fahrt in die Diskussion. Bademsoy nannte die Liberalen eine "Nuttenpartei", die sich mit allen ins Bett lege, die ein Bett und einen Stuhl für sie hätten. Damit spielte er auf eine mögliche Regierungsbeteiligung der Freidemokraten an. Butterwegge nannte die FDP eine "Steuersenkungspartei für die Besserverdienenden". Das wollte Markwort nicht unwidersprochen stehenlassen. "Was muss man sich hier für Klischees anhören?", fragte er empört. Für ihn sei nur wichtig, dass die FDP besser abschneide als die Grünen, sagte Markwort später.

Zuletzt wurde über die Grünen geredet. Die Partei nannte Markwort dann eine "Verbotspartei", die den Verbrennungsmotor abschaffen wolle. "Der Planet erstickt", sagte Bademsoy. Man müsse endlich zu einem Umdenken kommen. Es sei Zeit, dass ein frischer Wind wehe.

Bei der Frage nach möglichen Regierungskonstellationen hielten fast alle in der Runde eine große Koalition zwischen CDU und SPD für wahrscheinlich. "Es wird nicht leicht, Parteien zu finden, die es miteinander machen wollen", resümierte Sandra Maischberger. Diskussionen dieser Art werden sich in der kommenden Woche wohl wiederholen — mit dem Unterschied, dass dann auch der Wahlausgang bekannt ist.

(heif)
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