Bundestagswahl 2021 Elf Momente, in denen es für Laschet im Wahlkampf eng wurde
So richtig rund lief es für Armin Laschet von Beginn an nicht im Wahlkampf. Noch bevor er überhaupt zum Kanzlerkandidaten der Union ernannt wurde, machte ihm der Machtkampf mit dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder zu schaffen. Söder wollte anfänglich partout nicht das Feld räumen. In Umfragen ist Söder bis heute beliebter als Laschet. Trotzdem entschied sich der CDU-Bundesvorstand im April 2021 für Laschet. Seitdem wurden aber auch immer wieder Stimmen laut, die das für einen Fehler hielten.
Markus Söder verteilte nach der Entscheidung immer wieder Spitzen – zum Beispiel, dass Laschet einen „Schlafwagen-Wahlkampf“ führe. Zumindest ließ er keinen Zweifel daran aufkeimen, dass er sich selbst für den besseren Kandidaten hielt. Zuletzt stellte sich der CSU-Vorsitzende aber hinter Laschet und mahnte Zusammenhalt an. Dem Abschneiden der CSU tat Laschets Kandidatur übrigens auch nicht gut – und so fuhren die Christsozialen ein historisch schlechtes Ergebnis in Bayern ein.
Nach der Flutkatastrophe, die in NRW und Rheinland-Pfalz mehr als 180 Menschen das Leben und viele andere ihr gesamtes Hab und Gut kostete, besuchte der NRW-Ministerpräsident zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Erftstadt-Blessem. Während Steinmeier mitfühlende Worte sprach und seine Solidarität bekundete, amüsierte sich Laschet im Hintergrund offenbar. Das nahmen die Kameras, die eigentlich auf Steinmeier gerichtet waren mit auf: Im Vordergrund der kondolierende Bundespräsident, im Hintergrund der feixende Armin Laschet. Später entschuldigte sich Laschet für diese Szene. „Das war unpassend und es tut mir leid“, schrieb er auf Twitter. Trotzdem erntete er jede Menge Kritik.
Kritisiert wurde auch seine Aussage kurz nach der Flutkatastrophe im WDR-Fernsehen. Dort gab er der Journalistin Susanne Wieseler ein Interview. Sie fragte den Ministerpräsidenten, ob er nun seine Klimapolitik ändern wolle. Er wich aus, sie beharrte. Am Ende sagte Laschet: „Nur, weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik.“ Er sprach sich zwar gleichzeitig für mehr Tempo beim Klimaschutz aus, blieb aber sehr unverbindlich und abstrakt.
Zwei weitere Bilder aus dieser Zeit sorgten für Spott und Kritik: Bei seinem Besuch in Schleiden ließ sich der Unions-Kanzlerkandidat das Rednerpult vor einen großen Schutthaufen stellen. Sogleich fragten sich viele, was diese Bildsprache aussagen sollte.
Auf einem anderen Bild steht Laschet im Regen, die Hände in seinen Manteltaschen vergraben, und redet mit einem der Anwohner. Laschet wird von seinem Personenschützer ein Schirm über den Kopf gehalten, der Anwohner bleibt augenscheinlich im Regen stehen. Auch dieses Foto löste viel Spott und Häme in den sozialen Netzwerken aus. Allerdings handelt es sich um eine Momentaufnahme. Auf dem Foto ist aus dem aufgenommenen Winkel nicht zu sehen, dass neben dem Anwohner ein weiterer Mann steht, der ebenfalls einen Schirm hält. Ein Fotograf, der vor Ort war, klärt auf Twitter darüber auf und kritisiert: „Die Leute sehen hier offenbar halt, was sie sehen wollen.“
Immer wieder wurde Armin Laschet als Ministerpräsident von NRW wegen seiner Corona-Politik harsch angegangen. Während einer Debatte im Landtag Anfang Juli zitierte er aus einer Rede eines AfD-Politikers: „Ich stimme selten, eigentlich nie, der AfD zu“, sagte Laschet und dann in Richtung des AfD-Politikers: „Sie haben heute einen wahren Satz gesagt: Immer wenn jemand ankommt und sagt ,die Wissenschaft sagt‘, ist man klug beraten, zu hinterfragen, was dieser gerade im Schilde führt.“ Die Opposition bezeichnete das als „absoluten Tabubruch“. Laschet habe sich zum „Kronzeugen der AfD“ gemacht, sagte SPD-Partei- und Fraktionschef Thomas Kutschaty. Auch in den sozialen Medien wurde Laschet unter dem Hashtag #Laschetlasset dafür scharf kritisiert.
Mit Tesla-Chef Elon Musk traf sich Armin Laschet in der künftigen Gießerei im Werk der Tesla Gigafactory in Grünheide bei Berlin, wo ab Ende 2021 die ersten Fahrzeuge vom Band rollen sollen. In einem Interview vor dem Werk bezog sich Laschet auf die Frage eines Journalisten und fragte den Tesla-Chef: „Was ist die Zukunft bei Autos, wasserstoffbasiert oder elektrisch?“ Musk antwortete: „Natürlich elektrisch. Wasserstoff ist Zeitverschwendung.“ Danach lachte Musk hämisch, es wirkte so als lache er Laschet für die Frage aus. Im weiteren Verlauf winkte Musk mit ähnlichem Lachen eine Frage zur Wasserknappheit in der Region ab, die ihm eine Journalistin stellte. Fazit: Kein guter Auftritt von beiden.
Dreieinhalb Wochen vor der Bundestagswahl stellte Armin Laschet nach langem Hin und Her dann doch noch sein „Zukunftsteam“ vor. Zu spät, wie unser Berliner Chefkorrespondent Tim Braune in seinem Kommentar zu dem neuen Team schreibt: „Vor ein paar Monaten hätten die Teammitglieder ausschwärmen und sukzessive ein positives Image ihres Chefs aufbauen und sagen können, warum Laschet ein guter Kanzler wäre. Jetzt wirkt das Zukunftsteam wie eine per 112 herbeigerufene Notfallambulanz, die den Unionskollaps verhindern soll.“
Zu einer Unzeit für den Unions-Kanzlerkandidaten kam auch das Urteil Kölner Verwaltungsgerichts zur Räumung des Hambacher Forstes im Jahr 2018. Das Gericht entschied, dass die Räumung der Baumhäuser rechtswidrig war. Es urteilte, die damals als Begründung genannten Brandschutz-Bestimmungen seien nur vorgeschoben gewesen. Letztlich habe die Aktion der Entfernung von Braunkohlegegnern aus dem Forst gedient. Das rückt das Handeln der Landesregierung und damit auch Laschets Entscheidungen in kein gutes Licht.
Im ZDF-Formal „Klartext“, in dem Bürger und Bürgerinnen Fragen an den Kanzlerkandidaten stellen konnten, sagte Laschet, dass er 2017 – anders als Angela Merkel – für die Ehe für alle gestimmt hätte, wenn er bei der Abstimmung dabei gewesen wäre. Das widerspricht allerdings ganz klar einer Aussage, die er im im Juli 2017 machte: „Dem Antrag der SPD hätte ich wie Merkel nicht zugestimmt, weil er auch verfassungsrechtlich nicht in Ordnung ist“, erklärte er eine Woche nach der Abstimmung dem „Spiegel“. Seine Meinung kann er natürlich im Laufe der Zeit geändert haben, glaubwürdiger hat ihn diese Kehrtwende allerdings nicht gemacht.
Bei den beiden Kinderreportern Romeo und Pauline, die für „Late Night Berlin“ mit Klaas Heufer-Umlauf die Kanzlerkandidaten und die Kanzlerkandidatin befragt haben, hat sich Armin Laschet nicht ganz so gut geschlagen. Die beiden Elfjährigen bohrten nach, stellten viele unangenehme Fragen, unter anderem zu Hans-Georg Maaßen, zum Hambacher Forst oder der Ehe für alle. In den sozialen Medien wurde Laschet für seine patzige Art kritisiert. Allerdings gab es später auch Kritik an den Machern – der Sender musste sich erklären.