Kanzlerin Merkel im ZDF-Sommerinterview "Den Diesel wird es noch viele, viele Jahre geben"

Berlin · Ein schnelles Ende des Diesel oder des Verbrennungsmotors im Allgemeinen soll es unter Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht geben. Das betonte sie im Sommerinterview der ZDF-Sendung "Berlin direkt" - und stellte sich gegen eine Forderung der Grünen.

 Bundeskanzlerin Merkel (CDU) in der ZDF-Sendung "Berlin direkt".

Bundeskanzlerin Merkel (CDU) in der ZDF-Sendung "Berlin direkt".

Foto: rtr, HAN/ANF

Die Kanzlerin versuchte so, den Autofahrern in der Abgas-Affäre die Angst vor einem Ende der Diesel- und anderen Verbrennungsmotoren zu nehmen. "Den Diesel wird es noch viele, viele Jahre geben, genauso wie den Verbrennungsmotor", sagte Merkel am Sonntag im ZDF.

"Es hat keinen Sinn, jetzt die Menschen zu verunsichern." Sie habe im Zusammenhang mit dem Verbrennungsmotor "von einer Brückentechnologie gesprochen und diese Brückentechnologie werden wir nicht Jahre brauchen, sondern ich würde sagen: Jahrzehnte."

 Angela Merkel im Gespräch mit Moderatorin Bettina Schausten.

Angela Merkel im Gespräch mit Moderatorin Bettina Schausten.

Foto: dpa, car sab

Mit CSU-Chef Horst Seehofer gebe es in dieser Frage "sehr viel Übereinstimmung", sagte Merkel. Seehofer hatte das Festhalten am Verbrennungsmotor als Voraussetzung für eine Regierungsbeteiligung seiner Partei nach der Bundestagswahl genannt.

Mit Blick auf die Grünen, die eine Festlegung auf ein Ausstiegsdatum zur Koalitionsbedingung machen, sagte die CDU-Vorsitzende: "Ich nehme alles Ernst, was die Mitbewerber sagen." Jetzt werde aber nicht um Koalitionen gekämpft. Zudem halte sie nichts davon, jeden Tag zu sagen, was man in Koalitionsvereinbarungen einbringen werde.

Der Dieselmotor werde benötigt, um die Klimaschutzziele einzuhalten, betonte Merkel. Notwendig seien deshalb moderne und umweltfreundliche Dieselmotoren. Eine konkrete Jahreszahl für das Aus dieser Motorenart wollte sie erneut nicht nennen. Zugleich müsse der Umstieg auf die moderne Elektro- oder Wasserstoffmobilität geschafft werden.

"Wir wollen am Ende dieses Jahrhunderts, das haben ja alle miteinander in den Klimaabkommen vereinbart, ein Jahrhundert ohne größere CO2-Emissionen haben", betonte die Kanzlerin. "Das bedeutet automatisch, dass auch der Verbrennungsmotor dann nicht die Antriebstechnologie sein wird. Aber wir sind im Jahre 2017."

Auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat sich gegen ein konkretes Enddatum für den Verbrennungsmotor ausgesprochen. "Ich halte es überhaupt nicht für sinnvoll, über irgendwelche Daten zu reden", sagte Schulz am Sonntag im ARD-Sommerinterview.

Der Verbrennungsmotor werde "noch sehr, sehr lange" da sein. Daher sei es auch weiter sinnvoll, in die Optimierung der Dieseltechnik zu investieren. Zugleich müsse aber die Elektromobilität vorangetrieben werden.

 Der SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".

Der SPD-Vorsitzende und Kanzlerkandidat Martin Schulz in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin".

Foto: dpa, car

Das Sommerinterview mit Angela Merkel strahlt das ZDF an diesem Sonntag, 27. August, um 19.10 Uhr aus. Das Interview mit Martin Schulz läuft bereits um 18.30 Uhr im Ersten. Bei beiden Interviews handelt es sich um Aufzeichnungen.

(hebu/dpa/afp)
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