Eine Ära geht zu Ende Grüne: Claudia Roth verabschiedet sich von Parteivorsitz

Berlin · Die langjährige Grünen-Chefin Claudia Roth zieht sich von der Parteispitze zurück. Sie wolle sich beim Parteitag im Herbst nicht mehr zur Wahl stellen, kündigte Roth am Montagabend bei einem internen Treffen grüner Bundestagsabgeordneter vom linken Parteiflügel an.

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Gemischte Reaktionen auf der Wahlparty der Grünen

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Foto: dpa/Christoph Soeder

Entsprechende Informationen von "Spiegel Online" wurden der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigt. Wie Teilnehmer der dpa weiter berichteten, erhielt Roth bei dem Treffen viel Respekt für ihre Arbeit und den angekündigten Schritt. Sie werde bei der Neuwahl im Herbst Platz für Erneuerung machen. Bereits im Vorfeld hatte es in der Partei geheißen, Roth werde sich womöglich von der Spitze zurückziehen. Als eine mögliche Nachfolgerin gilt in der Partei die ehemalige saarländische Umweltministerin Simone Peter.

Auf einem Bundesparteitag im Herbst sollen nach der Wahlniederlage vom Sonntag Bundesvorstand und Parteirat neu gewählt werden. Dass der Vorstand vorzeitig seine Ämter zur Verfügung stellen solle, hatte Roth nach dpa-Informationen am Morgen nach Absprache mit Co-Parteichef Cem Özdemir selbst in interner Sitzung vorgeschlagen. Roth kündigte nun an, sich um das Amt der Bundestags-Vizepräsidentin bewerben zu wollen.

Özdemir erneut Parteichef?

Özdemir hatte durchblicken lassen, sich erneut als Parteichef bewerben zu wollen. Unklar ist die Zusammensetzung der künftigen Fraktionsspitze, die heute Jürgen Trittin und Renate Künast bilden.
Trittin hat trotz der Wahlniederlage und seiner Rolle als Spitzenkandidat bisher nicht den Eindruck erweckt, dass er persönliche Konsequenzen ziehen wolle.

Roth hatte im vergangenen Herbst eine der schwersten Niederlagen ihrer Karriere einstecken müssen - bei der Urwahl des Grünen-Spitzenduos erhielt die 58-Jährige nur 26 Prozent und dachte danach an Rücktritt. Doch dann wurde sie von der Partei gedrängt, weiterzumachen - und erhielt auf einem Parteitag in Hannover 88,5 Prozent nach 79,3 Prozent zwei Jahre zuvor.

Roth ist emotional, aber auch kühl kalkulierend. Sie ist beim Fußball, auf Demonstrationen, in Flüchtlingslagern unterwegs und gewinnt in direktem Kontakt mit Menschen viel Zuspruch. Wie kaum eine andere Politikerin polarisiert die langjährige Grünen-Chefin aber auch. Öffentlich zeigt sie Gefühl, auch Umarmungen. Zu ihren politischen Hauptthemen zählen Demokratie, Menschenrechte, Flüchtlinge.

Schon 2001 wurde Roth an die Parteispitze gewählt. Wegen der damals geltenden Unvereinbarkeit von Amt und Mandat verlor sie das Amt Ende 2002. Zwei Jahre später rückte sie wieder an die Spitze.

(dpa)
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