Vandalismus in Düsseldorf Kölner schämt sich für abgerissene Wahlplakate

Düsseldorf · Nach einem Kneipenabend in Oberkassel hat ein betrunkener Kölner an der Luegallee 42 Wahlplakate zerstört. Jetzt will er seine Aktion wieder gut machen.

 Ein Taxifahrer hatte Lars L. beim Plakate abreißen beobachtet und die Polizei gerufen.

Ein Taxifahrer hatte Lars L. beim Plakate abreißen beobachtet und die Polizei gerufen.

Foto: Heide-Ines Willner

Altbier bekommt ihm offenbar nicht. Zumindest, sagt Lars L., nicht in großen Mengen. "Und am Dienstagabend hatte ich definitiv zu viel." Nach einem Kneipenabend in Oberkassel verpasste der 43-jährige Kölner am Belsenplatz die Bahn. Und als dann keine mehr kam, riss L. beim Fußmarsch Richtung Bahnhof sämtliche Plakate von den Bäumen an der Luegallee.

42 wurden zerstört, bestätigt die Polizei, die schnell erkannte, dass bei L. bloß der Alkohol und kein politisches Motiv eine Rolle spielte. Und die Beamten rieten ihm auch, sich mit den Parteien direkt auseinanderzusetzen. L. räumt ehrlich ein: "Hätten die mich nicht erwischt, hätte ich mich gestern Morgen auch geschämt - mich aber sicher nicht gemeldet." Die Parteien reagierten unterschiedlich "Die MLPD war richtig sauer", sagt L.

Heute wird er deshalb als Wiedergutmachung neue Plakate für sie aufhängen. Auch für die CDU, die von seinem Bemühen um Schadensbegrenzung beeindruckt war. Die SPD hat seine Entschuldigung ebenfalls akzeptiert. Dort will man mit dem Ortsverein beraten, ob Lars L. die abgerissenen Plakate wieder aufhängen soll. "Anzeigen erstatten wir nur, wenn Plakate massiv beschädigt oder mit NS-Symbolik beschmiert werden", heißt es aus dem Parteibüro.

Die Grünen überlegen noch, ob sie L.s Angebot annehmen. Vor denen ist dem Kölner die Sache besonders peinlich. "Ich gehöre keiner Partei an, engagiere, mich aber für die Umwelt. Und dann produziere ich da in einer Nacht so viel Müll." Die Linkspartei hängt ihre Plakate selbst wieder auf, hat mit dem Kölner, der am Freitag in Urlaub fährt, aber vereinbart, dass er nach der Wahl beim Abhängen hilft. "Ich hätte dasselbe Angebot auch der AfD gemacht", sagt L. "Ich bin aber ganz glücklich, dass von denen kein Plakat dabei gewesen ist und mir das erspart blieb."

Nicht erspart blieb dem Kölner allerdings der Zorn von Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Die FDP-Frau war gestern höchstpersönlich zwei Stunden lang auf der Luegallee unterwegs, um ihre Plakate wieder aufzuhängen. Die FDP war an dieser Stelle sehr präsent, hat entsprechend den höchsten Schaden und für L.s bierseligen Ausraster kein Verständnis. Strack-Zimmermann hat ihm für 40 Plakate plus Kabelbinder je fünf Euro in Rechnung gestellt. "Die bezahlt er besser schnell - das Auf- und Abhängen machen bei uns Profis."

(RP)
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