Kanzlerin und Kandidat Die wichtigen Einflüsterer

Berlin · Berater kommen und gehen, häufig begleitet aber eine Person einen Politiker über viele Jahre seiner Karriere: der Büroleiter, und der ist häufig weiblich. Bei Kohl war es Juliane Weber, bei Kanzler Gerhard Schröder hieß sie Sigrid Krampitz.

Für Steinbrück regelt seit Jahren Sonja Stötzel das Büro. Für Angela Merkel ist Beate Baumann als Vertraute, Beraterin und politischer Seismograf unentbehrlich. Seit 1992 ist sie an Merkels Seite und damit auch diejenige, die Merkel schon am längsten begleitet. Die Osnabrückerin, eine Frohnatur und im Gespräch uneitel und charmant, ist im männlichen Teil der CDU-Führungsriege durchaus berüchtigt für ihr Freund-Feind-Radar. Sollte Merkel im Amt bleiben, bleibt auch Baumann.

Gleiches gilt auch für ihre anderen Berater: Seit vielen Jahren hört die Kanzlerin zudem auf Medienberaterin Eva Christiansen, die schon Merkel als Pressesprecherin diente, als diese Fraktionschefin war. Christiansen gilt als Ideengeberin der Personality-Kampagne der vergangenen Wochen. Merkel plauderte über schöne Männer, erzählte über ihre Liebe zur Natur und warum ihr Mann Streusel auf dem Kuchen vermisst.

Merkel, die Unprätentiöse, die Kanzlerin von nebenan: Das ist das Bild, das Christiansen am liebsten von der Regierungschefin transportiert. Zusammen mit Merkels Regierungssprecher Steffen Seibert, dem früheren ZDF-Moderator mit ausgeprägtem Sinn für das richtige Bild, setzt Christiansen die Kanzlerin regelmäßig für Fotografen in Szene. Zu dem Kreis der männlichen Einflüsterer Merkels gehört neben dem omnipräsenten Sprecher Seibert vor allem Kanzleramtschef Ronald Pofalla.

Merkels Duz-Parteifreund ist der Chefstratege für die Kanzlerin. Mit ihm diskutiert sie, wie sich die rot-grünen Länder im Bundesrat austricksen lassen und welche Themen angeschoben werden müssen. In der Partei pflegt Merkel auch ein vertrauensvolles Verhältnis zu Generalsekretär Hermann Gröhe und Fraktionschef Volker Kauder. Beide lassen nichts auf die Kanzlerin kommen, sagen ihr unter vier Augen aber kritisch ihre Meinung.

Zu den engsten Begleitern Steinbrücks gehört seit Jahren neben seiner Büroleiterin Sonja Stötzel auch Heiko Geue. Während Stötzel die Termine Steinbrücks koordiniert und das Büro leitet, kümmert sich der Volkswirt und frühere Staatssekretär aus Sachsen-Anhalt um die Kampagne. Sollte Steinbrück trotz aller schlechten Umfragen Kanzler werden, gilt Geue als möglicher Kanzleramtschef.

Ebenfalls Chancen auf diesen Posten hat der unter dem damaligen Finanzminister Steinbrück agierende Staatssekretär und Steuerexperte Axel Nawrath. Mit dem jetzigen Vorstand der Kreditanstalt für Wiederaufbau verbindet Steinbrück ein freundschaftliches Verhältnis. In Fragen der Euro-Krise berät sich der Kanzlerkandidat gern mit Jörg Asmussen, dem EZB-Direktoriumsmitglied und ebenfalls früheren Finanz-Staatssekretär.

Für die Medien hat Steinbrück sich nach der Entlassung von Michael Donnermeyer den Ex-"Bild"-Korrespondenten Rolf Kleine geholt. Seitdem der mit allen Wassern gewaschene Medienmann an der Seite Steinbrücks agiert, ist von Pannen und Peinlichkeiten im Wahlkampf nicht mehr die Rede. In der Partei pflegt Steinbrück weiterhin ein enges, freundschaftliches Verhältnis zu Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier.

(RP)
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