Wahlvideo mit dem Altkanzler Die Union aktiviert nun auch Helmut Kohl

Berlin · In der letzten Phase des Bundestagswahlkampfes mobilisiert die CDU auch Altkanzler Helmut Kohl für die Wiederwahl von Angela Merkel: Am Dienstag veröffentlichte die Hamburger CDU ein Wahlvideo, in dem auch der schwerkranke 83-jährige Kohl dafür wirbt, mit beide Stimmen die Union zu wählen.

Die Bundeskanzlerin selbst stilisiert die Bundestagswahl gleichzeitig immer stärker zu einer Entscheidung über ihre Person: Sie wisse um Vorbehalte gegen ihre Partei, räumte sie in einer Wahlveranstaltung in Magdeburg ein. "Da muss ich sagen: Merkel kriegen Sie nur mit der Christlich-Demokratischen Union. Also zweite Stimme für die CDU." Die Mobilisierung ist auch eine Reaktion auf die Versuche des Koalitionspartners FDP, CDU und CSU mit einer Zweitstimmenkampagne Stimmen abzujagen.

Bereits vergangene Woche hatte die Hamburger CDU deshalb von Kohl die Zusage bekommen, dass er in dem Wahlspot neben dem Slogan "Machen auch Sie am 22. September beide Kreuze auf dem Wahlzettel bei der CDU" abgebildet wird. Noch vor gut einer Woche hatte sich Kohl demonstrativ mit FDP-Chef Philipp Rösler und FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle im Garten seines Hauses in Ludwigshafen fotografieren lassen. Kohl und Merkel, die ihn als Parteivorsitzender gestürzt hatte, hatten lange Zeit deutliche Distanz gepflegt, bevor er sich rückhaltlos hinter die Kanzlerin gestellt hatte. Auch in der SPD hatten sich die Altkanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder im Wahlkampf hinter den Spitzenkandidaten Peer Steinbrück gestellt, um Geschlossenheit zu demonstrieren.

Kohls Büro erklärte, der CDU-Politiker wolle sich mit der Aktion nicht gegen die FDP stellen. "Das Gegenteil ist richtig:
Der Bundeskanzler will die Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition", heißt es in einer Stellungnahme des Ex-Kanzlers. Kohl habe sich auch schon früher gegen Leihstimmenkampagnen ausgesprochen. Auch die FDP wollte das in dem Hamburger Wahlspot eingeblendete Kohl-Zitat nicht bewerten. Die Bilder vom Besuch Röslers und Brüderles bei Kohl seien Zeichen genug, sagte ein Parteisprecher.

Zweitstimmen-Kampagne in der FDP umstritten

Offenbar ist die Zweitstimmen-Kampagne auch in der FDP umstritten. In einem Reuters vorliegenden Schreiben des schleswig-holsteinischen Landesgeschäftsführers Friedrich Hass an die Kreisvorsitzenden des Bundeslandes heißt es: "Wir wollen nicht 'Jetzt geht's ums Ganze' plakatieren und auch keine Absprachen mit der CDU über eine Erst- und Zweitstimmenverteilung treffen." Landes-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki werde in seinem Wahlkreis "einen Erst- und Zweitstimmenwahlkampf" führen, kündige Hass an. "Wir sind souverän in unseren Auftritten und der Vermittlung von Inhalten."

Führende FDP-Politiker gehen offenbar ohnehin davon aus, dass die Partei mit einem vorzeigbaren Ergebnis wieder in den Bundestag einziehen wird. So rechnet Kubicki nach eigenen Worten weiter mit einem Ergebnis zwischen acht und neun Prozent für seine Partei. Durch das Wahlergebnis in Bayern habe sich an der Lage auf Bundesebene nichts geändert, "außer einer aufgeregten Diskussion über die Zweitstimme, um die doch alle Parteien werben", sagte er Reuters. FDP-Vize Christian Lindner sagte der "Welt", er halte ein Ergebnis "in Richtung acht Prozent" für möglich.

(REU)
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