Fotos Die Hauptdarsteller im SPD-Krimi
Nach dem desaströsen Wahlergebnis beherrscht die Führungsfrage die Diskussion bei der SPD. Am Dienstag stand die Wahl von Frank-Walter Steinmeier zum Fraktionschef an. Ob der bisherige Kanzlerkandidat auch die Partei führen soll, ist aber heftig umstritten. Wer letztlich auf dem Parteitag Mitte November die Nachfolge von SPD-Chef Franz Müntefering antritt, dessen Abgang allseits erwartet wird, müssen nun die Parteiflügel untereinander ausmachen. Auch in der erweiterten Spitze wird es neue Gesichter geben. Von Benno König, AFP
Frank-Walter SteinmeierEr will der SPD in den kommenden vier Jahren zu neuer Stärke verhelfen. Nach dem Willen mancher Genossen soll er sich in der Doppelrolle als Partei- und Fraktionschef eine bessere Position für einen neuen Anlauf aufs Kanzleramt im Jahr 2013 aufbauen. Doch dass der 53-Jährige nach dem schlechtesten SPD-Wahlergebnis aller Zeiten gleich beide Spitzenjobs bekommen soll stößt auf Widerstand. Die Parteilinken sehen die Agenda 2010, als deren Architekt Steinmeier gilt, als Hauptgrund für den Absturz der SPD. Skepsis herrscht auch darüber, ob Steinmeier der richtige Mann für den vielfach geforderten neuen Umgang mit der Linkspartei ist.
Sigmar Gabriel Ist nicht nur körperlich ein Schwergewicht in der SPD. Sein Amt als Umweltminister nutzte der frühere niedersächsische Ministerpräsident, um im In- und Ausland an Profil zu gewinnen. Im Wahlkampf war der 50-Jährige einer der wenigen, der die Sozialdemokraten mit dem Thema Atom zwischendurch in die Offensive brachte. In der SPD gilt Gabriel, der dem reformorientierten "Netzwerk" angehört, als Pragmatiker. Seine Schwäche ist das Fehlen einer starken Hausmacht in der SPD, da weder Parteilinke noch -rechte ihn als einen der Ihren ansehen. Genau das könnte aber auch ein Vorteil sein. Die "Netzwerker" sehen Gabriel jedenfalls als besten Mann für den Parteivorsitz.
Andrea Nahles Sie machte aus ihren Ambitionen in der SPD noch nie einen Hehl. Die 39-jährige Parteilinke war schon früh für Führungsposten gehandelt worden. Doch nachdem ihre Kampfkandidatur um das Generalsekretärs-Amt 2005 zu Münteferings Rücktritt als SPD-Chef führte, haftete ihr das Image der "Königsmörderin" an. Seit ihrer Wahl zur Vize-Parteichefin 2007 - unter dem damaligen SPD-Chef Kurt Beck - gilt Nahles jedoch als rehabilitiert. Dass sie ihrerseits Münteferings Nachfolge antreten könnte, dürfte am Widerstand des rechten SPD-Flügels scheitern. Denkbar wäre aber eine hervorgehobene Stellvertreterposition - oder doch noch die Übernahme des Generalsekretärs-Postens.
Klaus WowereitEr hat als einer der wenigen verbliebenen SPD-Landeschefs eine herausgehobene Position. Zudem ist er unbelastet sowohl von der Agenda-Politik Schröders und Steinmeiers als auch von der Politik der großen Koalition. Als Chef der derzeit einzigen rot-roten Landesregierung sind dem 55-Jährigen Regierenden Bürgermeister Berlins Berührungsängste mit der Linken fremd, was künftig ein strategischer Vorteil sein könnte. Allerdings dürfte er der SPD-Rechten kaum vermittelbar sein, und ob sein forsches Auftreten auch außerhalb der Hauptstadtszene ankommt, ist ungewiss. Zudem sind die SPD-Werte in Berlin im Sturzflug.
Olaf Scholz Er zählt wie Gabriel zu den prominenteren der bisherigen SPD-Minister. Inhaltlich deckt der 51-Jährige ein breites Themenspektrum von der Arbeits- und Sozialpolitik bis zur Innen- und Rechtspolitik ab. Als Kandidat für den Parteivorsitz wurde Scholz bisher nicht genannt, wohl aber als möglicher Parteivize. Zudem soll der bisherige Bundesarbeitsminister die Leitung seines krisengeschüttelten Hamburger Landesverbandes übernehmen.
Hannelore KraftSie verfügt als Vorsitzende des größten SPD-Landesverbands Nordrhein-Westfalen über eine beträchtliche Hausmacht in der SPD. Ihr würde offensichtlich der scheidende Finanzminister Peer Steinbrück sein Amt als Parteivize überlassen wollen - auch um die SPD für die bevorstehende NRW-Landtagswahl zu stärken. Kraft hatte Anfang 2007 die Führung der NRW-SPD übernommen. Im kommenden März will die 48-Jährige gegen CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers antreten.