FDP und Grüne gewinnen in den Umfragen Die große Zeit der kleinen Parteien

Düsseldorf (RP). FDP und Grüne erreichen bei Umfragen Traumwerte. Die FDP liegt in der Wählergunst bei bis zu 16 Prozent. Für die Grünen wurden Werte bis 13 Prozent gemessen. Jetzt müssen sie die neue Stärke noch in politische Macht umsetzen.

Wahlprogramm der FDP für die Bundestagswahl 2017
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Foto: ap, SO

Wer in diesen Tagen in der Hauptstadt Liberalen oder Grünen begegnet, der sieht sie lächeln. Sie wollen nicht triumphieren. Sie wissen, dass gute Umfragewerte wie ein scheues Reh sind und dass zu viel Siegesgewissheit bestraft wird. Doch ihre Freude können die Vertreter der kleinen Parteien auch nicht verbergen.

Sie profitieren von der Schwäche der großen Koalition. Während die Linken bei rund zehn Prozent Wählergunst stagnieren, werden Grüne und FDP immer stärker. "Die FDP kann vor Kraft nicht laufen", meint ein leicht säuerlicher CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder. Doch die Union ist auf die FDP angewiesen: Die Machtoption Schwarz-Gelb wird derzeit vor allem von den starken Liberalen getragen.

Die FDP sieht ihre Stärke in der Oppositionsrolle. "Wir können FDP pur liefern", sagt der liberale Haushaltsexperte Otto Fricke. Das kommt bei den Wählern an, die noch nicht von der Krise in Mitleidenschaft gezogen wurden. Viele Unionswähler verübeln Merkel und Co., dass sie mit ihren Konjunkturprogrammen, der Rettung von Opel mit Staatshilfen und der Zwangsverstaatlichung der Immobilienbank HRE den Pfad der Marktwirtschaft verlassen haben.

Grüne fischen SPD-Stimmen

Auch die Grünen führen ihre Stärke auf ihre "beharrliche Oppositionsarbeit" zurück, wie es Parteichef Cem Özdemir formuliert. Zugleich profitieren sie von der Schwäche der SPD. Sie fischen in Schröders einstiger neuer Mitte Stimmen: gut ausgebildete, aufgeklärte Bürger, die aber nicht konservativ sind.

Diese Wähler stehen anders als die Grünen-Stammwähler Koalitionen mit CDU oder FDP aufgeschlossen gegenüber. Doch mit Rücksicht auf ihre öko-pazifistische Klientel haben die Grünen auf Bundesebene eine Jamaika-Koalition mit Union und FDP ausgeschlossen. Als einzige Machtperspektive sehen sie eine Ampel gemeinsam mit der FDP unter SPD-Führung. Die Variante ist unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen: Trotz mehrfacher Aufforderung von CSU-Chef Horst Seehofer an die FDP, sich auf eine bürgerliche Koalition festzulegen, halten sich die selbstbewussten Liberalen eine Hintertür für die Ampel einen kleinen Spalt offen.

Diverse Machtoptionen in den Ländern

In den Ländern gibt es einen bunten Strauß an Machtoptionen. In Schleswig-Holstein, wo am 27. September gewählt wird, hat Grünen-Chef Robert Habeck signalisiert, dass er sich eine Koalition mit CDU und FDP vorstellen kann.

Im Saarland, wo wie auch in Thüringen und Sachsen am 30. August gewählt wird, gilt ein Jamaika-Bündnis ebenfalls als nicht ausgeschlossen, zumal Grüne und FDP dort gemeinsam gegen die Steinkohle kämpfen. Saarlands SPD-Chef Heiko Maas möchte die Grünen allerdings in ein Bündnis mit den Linken locken. Der dortige Grünen-Chef Ulrich Huber brachte zusätzlich eine Ampel-Koaliton ins Spiel. Dem widersprach FDP-Chef Christoph Hartmann. Die große Mehrheit der Wähler wünsche ein bürgerliches Bündnis.

In Thüringen gelten die alten Lager: Die Liberalen favorisieren ein Bündnis mit der CDU. SPD-Chef Christoph Matschie setzt auf Rot-Rot-Grün. In Sachsen können Grünen-Fraktionschefin Antje Hermenau und Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) gut miteinander, dürfen aber nicht. Denn der Rest beider Parteien ist dagegen. Davon wird wohl die FDP profitieren. Die Zeichen stehen auf Schwarz-Gelb.

(RP)
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