Bösartigkeiten im Internet Das Netz gibt der FDP noch den Rest

Die FDP ist nach ihrer vernichtenden Wahl-Niederlage Spott-Thema Nummer eins im Internet. Eine Bösartigkeit jagt die nächste. Twitter sucht in Anspielung auf die Schlecker-Politik der Liberalen eine "Anschlussverwendung" für Rösler, andernorts werden die Gesetze der freien Marktwirtschaft gefeiert. Eine Netzschau.

FDP-Generalsekretär Patrick Döring ahnte offensichtlich, was da auf die Liberalen zukam. Die ersten inoffiziellen Prognosen hatten das Büro der Liberalen erreicht. Über Twitter versuchte er noch einmal, die letzten Prozent-Zehntel zusammenzukratzen. Im Nachhinein liest sich der Tweet wie ein verzweifelter Hilfefruf.

Liberale! Die Wahllokale sind noch 70 Minuten geöffnet. Sie haben noch alle Chancen, der Freiheit im Bundestag eine Stimme zu geben. #FDP+

Vergeblich. Das Ende der Geschichte ist bekannt und seit 2.46 Uhr dieser Nacht auch offiziell. Die FDP scheitert mit 4,8 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde und ist erstmals in der Geschichte der Republik nicht im Bundestag dabei.

So gering die Resonanz auf Dörings Aufruf ausfiel, so groß war sie auf die ersten Prognosen zum Abschneiden der FDP. Schon am frühen Abend schossen die Zahlen der Tweets mit dem FDP-Hashtag in die Höhe. Am Montagmorgen führen die Liberalen im Vergleich zu den anderen Parteien mit großem Abstand die Twitter-Charts an. Die meisten Nutzer äußerten Spott und Hohn über das Abschneiden der Liberalen. Und die Spott-Webseite IstDieFDPnochImBundestag.de gewann bislang unerreichte Popularität.

Auch eine Mitarbeiterin der heute-Show konnte sich eine gewisse Häme nicht verkneifen. Mit ihrer Mimik nahm Carolin Kebekus die depressive Stimmung bei den Wahlkampfpartys der Liberalen aufs Korn. Existenzsorgen machten sich zeitgleich bei den Satire-Kollegen von extra3 breit.

Für die #heuteshow bei der #FDP. Stimmung ist eher so mittel. pic.twitter.com/FxADclaWwH

Es ist eine schwere Stunde für uns als Satiresendung: Wenn die FDP wirklich rausfliegt, müssen wir bei extra3 wohl Leute entlassen. #btw13

Auch am Morgen danach ist die FDP im Netz ein großes Twitter-Thema. Viele davon falllen bitterböse aus und halten der FDP vor, Opfer ihrer eigenen Prinzipien zu sein. Das freie Spiel der Kräfte fordert eben auch Opfer. Im Zweifelsfall auch die, die genau dafür eintreten.

Jetzt weiß auch endlich einmal die #FDP wie es ist, wenn der befristete Vertrag nicht verlängert wird.

Mitunter wird an einen Begriff erinnert, der der FDP immer noch anhängt wie ein Stigma. Rösler selbst sprach im Zusammenhang mit der Pleite von Schlecker technokratisch kalt von einer möglich "Anschlussverwendung" für die Mitarbeiterinnen. Jetzt fliegt ihm dieser mitleidlose Begriff selbst um die Ohren. Der entsprechende Hashtag wird bei Twitter seit Sonntagabend gut frequentiert.

Die #FDP sucht nun nach einer #Anschlussverwendung für ihre Bald-Exabgeordneten. Vorschläge bitte an Bald-Exchef #Rösler. #btw13

Ein Großteil der Tweets beschränkt sich jedoch auf Häme und ein gnadenloses "Auf Nimmerwiedersehen".

Auf nimmer Wiedersehen, Fipsi! #fdp

Bei Youtube werden kabarettistische Nachrufe auf die FDP gefeiert, die nun unverhoffte Aktualität erlangt haben.

Aus aktuellen Anlass Die #FDP ist #TOT In stiller Trauer - Ein #Nachruf: ;-) http://t.co/GPM1GKhQsq

Dass sich Twitter in seinem Spott auch stets in ätzendem Humor verausgabt, zeigt sich dabei auch im Zusammenhang mit dem Debakel der Liberalen.

Die kleine #FDP möchte bitte aus dem #Bundestag abgeholt werden

#Wikileaks veröffentlicht die Namen aller 12 #FDP #Wähler

Schon auf dem Weg zum Klassiker brachte es am Sonntagabend der Vergleich zwischen der FDP und einer Pilssorte.

Was haben ein Beck's und die #FDP gemeinsam? 4,9%. #btw13

Nicht ganz so weit brachte es der Versuch, den Hashtag #friendsofthe5prozenthürde, zu deutsche "Freunde der Fünf-Prozent-Hürde" einzuführen.

Dass sich bei einem derart florierende Thema auch Netz-Prominente wie etwa der satirische Merkel-Account "Grumpy Merkel" einbringen, war wohl ähnlich sicher zu erwarten wie die Querschüsse von Wolfgang Kubicki. Aber auch TV-Prominenz wie Oliver Pocher bemühte sich um originelle Beiträge.

Der Markt hat die FDP geregelt.

Westerwelle, Brüderle und Rösler ziehen GLEICH bei Promi Big Brother ein!!! #btw13 #PromiBB

Manchen ist es schon zu viel mit dem Spott und der Häme. Das Inventar der FDP nun schon als Sperrmüll zu deklarieren, geht für einige zu weit.

jetzt reicht's aber, oder? primitives nachtreten RT @AutorToto: Sperrmüll? #fdp #bundestag pic.twitter.com/Fb7MLFJMgU

Selbst die politische Konkurrenz von den Grünen nahm die FDP in Schutz.

Ich finde, Schadenfreude gegenüber der FDP ist nicht angezeigt!

(pst)
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