DIHK-Umfrage bei 3500 Firmen Das wünscht sich die Wirtschaft von der neuen Bundesregierung

Berlin · Die Beseitigung des Digitalisierungsrückstands ist für die deutschen Unternehmen mit Abstand die wichtigste Aufgabe der neuen Bundesregierung. Auf den Plätzen zwei und drei folgen bessere Verwaltungsleistungen wie etwa schnellere Planungsverfahren sowie klarere Klimaschutz-Vorgaben.

 DIHK-Präsident Peter Adrian fordert einen Investitionsschub von der nächsten Bundesregierung.

DIHK-Präsident Peter Adrian fordert einen Investitionsschub von der nächsten Bundesregierung.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Das ist das Ergebnis einer Online-Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) bei rund 3500 Unternehmen aus allen Branchen, die Mitte September vor der Bundestagswahl durchgeführt wurde. 61 Prozent der Unternehmen nennen darin das Ziel „Digitalisierung vorantreiben“ als herausragende Aufgabe für die neue Bundesregierung.

41 Prozent geben an, die staatlichen Verwaltungsleistungen müssten besser und beschleunigt werden. 39 Prozent sind der Meinung, die Klimapolitik müsse „investitionssicher und wettbewerbsfähig gestaltet“ werden. 33 Prozent finden, die Unternehmensbesteuerung müsse modernisiert werden und 31 Prozent fordern eine geringere staatliche Belastung des Strompreises. Bei der Auswahl der wichtigsten Aufgaben der neuen Regierung standen insgesamt zehn Themen zur Verfügung, von denen die Unternehmen maximal drei auswählen konnten.

Das Umfrageergebnis ist für die Parteien, die derzeit um eine neue Regierungskoalition ringen, aufschlussreich. Sowohl in einem Ampelbündnis aus SPD, Grünen und FDP als auch bei Jamaika mit Union, Grünen und FDP sollte die Digitalisierung aus Sicht der Wirtschaft eine herausragende Bedeutung erhalten. Auch die Modernisierung der Verwaltung und klare staatliche Vorgaben beim Klimaschutz sollten nach Meinung der Unternehmensmehrheit im Vordergrund stehen. Steuerliche Entlastungen und geringere Strompreise sind der Wirtschaft zwar wichtig, werden gegenüber den anderen Themen jedoch als weniger prioritär angesehen. Wichtig ist den Unternehmen auch ein flexibler Arbeitsmarkt und die Stärkung der beruflichen Bildung, um dem Fachkräftemangel mehr entgegen zu wirken.

„Digitalisierung, Klimaschutz und der Fachkräftemangel sind für die Unternehmen die wichtigsten Zukunftsthemen", sagte der DIHK-Präsident Peter Adrian. Hier drohe Deutschland zunehmend Boden zu verlieren. „Unsere Wirtschaft braucht jetzt einen spürbaren Investitions-Ruck“, forderte er von den Parteien. Richtschnur für den neuen Koalitionsvertrag solle sein, private und öffentliche Investitionen zu fördern. „Wir müssen zügiger entscheiden können.“

Positiv beurteilten die Unternehmen die duale Berufsausbildung in Deutschland, die Rechtssicherheit sowie die Forschung. Viele Standortfaktoren werden aber kritisch gesehen – und meist auch schlechter als vor vier Jahren, als die große Koalition aus Union und SPD angetreten war. Gemessen an Schulnoten bekommt die Bürokratie eine Durchschnittsbewertung von nur noch 4,8, das ist eine halbe Note schlechter als 2017. „In der Praxis erleben viele Betriebe langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, die immer noch nicht digitalisiert sind“, kritisierte Adrian. Auch die Stromkosten werden mit 4,5 negativer eingeschätzt. Hier ist der Abwärtstrend gegenüber 2017 am stärksten.

Beim Klimaschutz, einem der drängendsten Zukunfsthemen, wünscht sich eine Mehrheit der Unternehmen, dass die Politik auf weitere Zielverschärfungen verzichtet und den Betrieben Investitionen in den betrieblichen Klimaschutz etwa in Photovoltaikanlagen erleichtert. In den Bereichen, in denen keine wirtschaftlichen Alternativen vorhanden sind, fordern die betroffenen Firmen zudem Ausgleichsregelungen. Besonders viele Stimmen erhält dieser Punkt aus der Industrie.

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