Forschungsgruppe Wahlen Umfrage-Denkzettel für die Union

Meinung | Düsseldorf · Die bitteren Umfrageergebnisse für die Union aus dem aktuellen Politbarometer zeigen, wie sehr Kanzlerkandidat Armin Laschet jedes Vertrauen verspielt hat. Doch für die aktuelle Handlungsohnmacht der Konservativen gibt es auch noch andere Gründe.

 Das Grün eines Baums hängt über einem CDU-Wahlplakat mit dem Konterfei des Kanzlerkandidaten Armin Laschet.

Das Grün eines Baums hängt über einem CDU-Wahlplakat mit dem Konterfei des Kanzlerkandidaten Armin Laschet.

Foto: dpa/Boris Roessler

Nach Niederlagen, wie sie die Union gerade erlebt hat, ist die Sehnsucht nach einfachen Erklärungen groß. Wenn ein Schuldiger gefunden ist, liegt die Erlösung scheinbar nahe. Auch wenn manche  Unionspolitiker jetzt erklären, die Probleme lägen tiefer, kommt es vielen in der Partei doch gelegen, dass einem  Wahlkämpfer vor allen anderen so viele Fehler unterlaufen sind.

Das erklärt, warum in der jüngsten Umfrage zum Politbarometer nicht nur 76 Prozent aller Befragten den SPD-Kandidaten Olaf Scholz als neuen Kanzler sehen wollen, sondern darunter auch 49 Prozent der Unionsanhänger. Und Laschets Rücktritt als CDU-Chef wollen die eigenen Leute auch.  Der Unionskandidat hat alle Sympathien verspielt, seine Zustimmungswerte sind im freien Fall. Was ihn noch hält, ist seine Rolle bei den anstehenden Sondierungsgesprächen, seine guten Kontakte zu FDP-Chef Lindner. Doch trägt das?

Bei den jüngsten Auftritten von FDP und Grünen war längst zu besichtigen, wer sich für die neue „orientierunggebende Kraft“ im Land hält. Während die Union noch „Willst Du mit mir gehen“-Zettel faltet, sind die anderen schon auf dem Pausenhof. Die Deutungshoheit der Wahlergebnisse hat ohnehin längst eine Ampelkoalition übernommen, die nicht müde wird, der Union jedes Recht zur Regierungsbildung abzusprechen – obwohl das blanke Ergebnis eine andere Sprache spricht. Der Union ist es nicht gelungen, ihren Anspruch hochzuhalten, prägende Kraft im Land zu bleiben. Auch das hat sie sich selbst zu verdanken, weil Laschet am Wahlabend genau in jenem Moment vorpreschte, als er hätte Demut zeigen müssen. Und danach war’s zu spät. Nun steckt die Union nach der objektiven Niederlage auch in selbstverschuldeter Handlungsohnmacht fest. Und der  Bürger hat’s erkannt.

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