SPD dementiert angebliche Planspiele Bericht: Steinbrück wollte schon aufgeben

Berlin · Für Peer Steinbrück ist die SPD-Kanzlerkandidatur eine Achterbahnfahrt: Fettnäpfchen, schlechte Umfragewerte angeblicher Streit in der Führungsspitze der Sozialdemokraten, dann der emotionale Auftritt mit seiner Frau beim Parteikonvent. Manch einem wäre das zu viel. Und auch Steinbrück soll nach einem Medienbericht zwischenzeitlich gewillt gewesen sein, das Handtuch zu werfen. Die SPD dementiert.

Peer Steinbrück kämpft mit den Gefühlen
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Peer Steinbrück kämpft mit den Gefühlen

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Es ist gerade mal drei Tage her, da überraschte Peer Steinbrück die Republik. Beim SPD-Parteikonvent ließ er — nachdem ihn seine Frau gegen Kritik verteidigt hatte — seinen Gefühlen freien Lauf und verdrückte ein paar Tränen. Beobachter sind sich sicher, dass dieser Moment authentisch war. Sein Wahlkampfteam jedenfalls dürfte das gefreut haben.

Weniger erfreut allerdings dürfte das Team über einen Bericht sein, der an diesem Mittwoch die Runde macht. Denn der "Stern" berichtet, dass Steinbrück in Bezug auf seine Kanzlerkandidatur bereits das Handtuch werfen wollte. Demnach hatte er vor, nach der Landtagswahl am 20. Januar in Niedersachsen zurückzutreten. Gefolgt sein soll ein bis in die Nacht dauerndes Gespräch mit Parteichef Sigmar Gabriel, bei dem es ihm gelungen sein soll, Steinbrück zu halten.

30-Prozent-Marke als Bedingung?

Allerdings soll der SPD-Politiker entschlossen gewesen sein, doch seine Kandidatur aufzugeben, sollte die SPD bei der Landtagswahl unter die 30-Prozent-Marke kommen, berichtet der "Stern" weiter. Am Ende holten die Sozialdemokraten aber 32,6 Prozent. Laut dem Bericht hatte sich Parteichef Gabriel übrigens auch schon Gedanken über einen Ersatz gemacht. Demnach soll er den SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ultimativ aufgefordert haben, dass einer von ihnen im Falle eines Rückzugs Steinbrücks hätte übernehmen müssen.

Solche Nachrichten dürften in der SPD-Zentrale alles andere als gern gesehen sein, denn schon der angebliche Streit zwischen Steinbrück und Gabriel, der vor dem Parteikonvent die Runde machte, dürfte kaum nützlich gewesen sein, um die Sozialdemokraten auf Siegeskurs zu bringen. Und nun auch noch ein Kanzlerkandidat, der an sich selbst zweifelt? Die SPD jedenfalls weist den Bericht zurück. "Ein Rücktrittsszenario des Kanzlerkandidaten hat es zu keinem Zeitpunkt gegeben", sagte Steinbrücks Sprecher Rolf Kleine.

SPD nur noch bei 22 Prozent

Laut aktueller Forsa-Befragung im Auftrag von "Stern" und RTL fällt die SPD in dieser Woche um zwei Punkte auf 22 Prozent. Das ist sogar schlechter als zur Bundestagswahl 2009, wo die Sozialdemokraten 23 Prozent der Stimmen holten. Und auch im Direktvergleich mit Kanzlerin Angela Merkel ist Steinbrück weit abgeschlagen. Während Merkel in der Wählergunst bei 58 Prozent liegt, kommt Steinbrück gerade einmal auf 18 Prozent — auch hier ein Minus von zwei Prozent. Dabei wurde die Befragung sogar vor dem öffentlich gewordenen Streit durchgeführt.

Es sind also alles andere als entspannte Wahlkampfzeiten für die SPD. Dass da mitunter die Emotionen hochkochen, scheint nachvollziehbar zu sein. Nach dem öffentlich ausgetragenen Disput zwischen Steinbrück und Gabriel forderte denn der Kanzlerkandidat auch im "Spiegel", dass sich "Situationen wie am vergangenen Dienstag in der Fraktion" nicht wiederholen dürften.

Ob das Austragen solcher innerparteilichen Verstimmungen in der Öffentlichkeit allerdings dazu beiträgt, die Wähler von sich zu überzeugen, steht auf einem anderen Blatt.

(das)
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