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CDU-Chef bei Maischberger Der nicht mehr ganz so nette Herr Laschet

Meinung · Der gescheiterte Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet stellt sich erstmals nach der Wahlniederlage im TV. Freundlich wie immer. Aber endlich legt er auch mal seine Zurückhaltung ab. Denn allein verantwortlich für das Debakel ist er nicht.

 Armin Laschet am Mittwochabend in der Talk-Sendung von Sandra Maischberger. Im Hintergrund: CSU-Chef Markus Söder.

Armin Laschet am Mittwochabend in der Talk-Sendung von Sandra Maischberger. Im Hintergrund: CSU-Chef Markus Söder.

Foto: WDR/Melanie Grande

Politiker verspüren oft einen großen Drang, sich nach einer schweren politischen und damit auch persönlichen Schlappe zu erklären. Das ist nur verständlich. Vieles muss nach Wochen der Tortur, auch der medialen, einfach mal raus. Vor allem die eigene Sicht der Dinge. Das war bei SPD-Mann Martin Schulz seinerzeit so, dem 100-Prozent-Genossen, das ist jetzt bei Armin Laschet so. Die Öffentlichkeit lechzt ja auch nach Antworten, wieso, weshalb, warum jemand gescheitert ist.

Und der nette Herr Laschet, der auch zu Quertreiber Markus Söder im Wahlkampf noch nett gewesen ist - „Markus, lass es“ - ist nun mal gescheitert. Seit Wochen räumt der NRW-Mann das freilich unumwunden ein. Auch wenn er die Hoffnung auf Jamaika nie aufgegeben hat. Was politisch nicht verkehrt ist. Bei seinem ersten Auftritt in einer Talksendung nach der herben Niederlage bei der Bundestagswahl kam es deshalb auf die Zwischentöne an – und siehe da, ganz so freundlich will der Aachener wohl doch nicht mehr sein. Auch wenn er viel lächelte und mit sich im Reinen zu sein schien. Das ist freilich ohnehin eine von Laschets Stärken: Zumindest nach außen wirkt er so extrem unbeirrt, dass man sich fragt, ob er überhaupt eine Schmerzgrenze hat.

„Ein besonderes Jahr“ sei es gewesen, so Laschet in der Sendung. Wohl wahr. Der fröhliche Rheinländer gab sich nachdenklich, selbstkritisch sowieso, sogar ein wenig traurig, als es darum ging, nun nicht mehr Landesvater von Nordrhein-Westfalen zu sein. Das sollte man ihm abnehmen, da ist er eine ehrliche Haut. Laschet hat sich eben kein Rückfahrticket in die Schublade gelegt, wie andere das vor ihm getan haben. Da ist er wohltuend konsequent. Also ist er bald „nur“ noch Bundestagsabgeordneter, am liebsten mit Schwerpunkt Europapolitik. Das kann er; für Europa steht er überzeugend ein. Auch den Übergang in NRW hat er galant, jedenfalls ohne große Verwerfungen hinbekommen. Gelingt ihm das jetzt noch in Sachen CDU-Vorsitz, wird es am Ende heißen – ganz so schlecht war es mit Laschet doch nicht. Das wäre die späte Genugtuung für den erfolglosen Kanzlerkandidaten.

Laschet Bundestagswahl: Elf Momente, in denen es eng wurde für ihn
12 Bilder

Elf Momente, in denen es für Laschet im Wahlkampf eng wurde

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Foto: dpa/Marius Becker

Auch in der Sendung ging es selbstverständlich um die vielen Fehler im Wahlkampf, um verunglückte Bilder vor einem Sperrmüllturm, um das inzwischen vermutlich berühmteste, weil unpassendste Lachen eines deutschen Politikers – das von Laschet im Flutgebiet. Die Fehltritte darf man dem Noch-CDU-Chef auch nicht ersparen, weil die Bilder für die komplett verfehlte Unions-Kampagne stehen. Er nahm alle Pannen erneut auf seine Kappe. Es war klar, dass Talkmasterin Sandra Maischberger mit der Foto-Konfrontation nicht für neue Erleuchtungen sorgen würde. Der besondere Erkenntniswert der Sendung lag woanders: Laschet mag gescheitert sein. Aber nicht allein. Das war seine Botschaft.

Denn CSU-Chef Markus Söder trägt durch seine Sticheleien erhebliche Mitverantwortung für die Wahlniederlage. Und das hat der NRW-Mann diesmal so deutlich wie nie ausgesprochen. Weil es wahr ist. Gut, dass Laschet endlich mal nicht so nett gewesen ist.

(has)
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