Kanzlerkandidatin im Porträt Das ist Grünen-Spitzenkandidatin Annalena Baerbock

Berlin · Annalena Baerbock tritt für die Grünen bei der Bundestagswahl als erste Kanzlerkandidatin an. Dafür steht die Parteivorsitzende politisch und privat - ein Kurzporträt.

 Annalena Baerbock ist Grünen-Vorsitzende und Kanzlerkandidatin (Archivfoto).

Annalena Baerbock ist Grünen-Vorsitzende und Kanzlerkandidatin (Archivfoto).

Foto: AP/Michael Sohn

Profil Zu ihren männlichen Mitbewerbern ist Annalena Baerbock gewissermaßen der Gegenentwurf. Jung, weiblich, ohne jahrzehntelange Erfahrung in Regierungs- und Parteiämtern. Die Mutter von zwei Kindern verweist gerne darauf, mit beiden Beinen im „echten Leben“ zu stehen, zu wissen, was in den Schulen derzeit los ist. Sie will aber nicht darauf reduziert werden, Mutter zu sein. Die Vereinbarkeit von Familie und Spitzenpolitik sieht sie nicht als Problem. Baerbock gilt als zielstrebig, ihr wird ein ausgeprägter Machtinstinkt nachgesagt. Eine, die sich in Themen reinfressen kann, Dinge strukturiert und taktisch angeht. Die 40-Jährige verfügt über ein breites Netzwerk bei den Grünen, ist vor allem mit den wichtigen Strippenziehern gut verdrahtet. Als Pragmatikerin steht sie nicht für einen der Parteiflügel, kann die komplette Klaviatur der Partei spielen.

Partei Ihren großen Moment hatte Baerbock beim Grünen-Parteitag 2018 in Kostenpflichtiger Inhalt Hannover, als sie einen furiosen Wahlsieg gegen die ebenfalls aus Niedersachsen stammende Parteilinke Anja Piel hinlegte. Mit ihr gewählt: Robert Habeck, der damals schon in der Öffentlichkeit große Beliebtheit genoss, teils gar als künftiger Kanzler gehandelt wurde. Doch Baerbock ließ sich davon nicht beirren, machte deutlich, dass sie nicht nur die Frau an Roberts Seite ist. Sie besuchte Talkshows, stellte ihr rhetorisches Talent zur Schau, ließ sich nicht einschüchtern von politischen Gegnern mit weitaus mehr Sternen auf den Schulterklappen. Intern verschaffte ihr das großen Respekt und Anerkennung, ihr gelang mit Habeck der Umbau der Grünen zur Bündnispartei. Zugleich wirkt sie auf Parteifreunde verbissener, weniger locker als Habeck. Mit Blick auf das Kanzleramt legt ihr das aber niemand kritisch aus.

Prägung Kostenpflichtiger Inhalt Annalena Baerbock kommt vom Dorf und erzählt das bei jeder Gelegenheit. Aufgewachsen in der Nähe von Hannover, betrieb sie in ihrer Jugend Trampolinspringen als Leistungssport, spielte auch Fußball. Baerbock ist eine Kämpfernatur, engagierte sich als Tochter einer Sozialpädagogin und eines Maschinenbauingenieurs früh bei den Grünen, nahm an Demos gegen Atomkraft teil. Nachdem sie ein Jahr als Austauschschülerin im US-Bundesstaat Florida verbracht und das Abitur gemacht hatte, studierte sie Politikwissenschaft, später Völkerrecht. Sie hält einen Master als Abschluss und stieg nach dem Studium als Mitarbeiterin einer Europaabgeordneten in die Politik ein. Sie kennt die Abläufe in den Büros der Abgeordneten, parlamentarische Verfahren, weiß um die Einflussmöglichkeiten als Mitglied des Bundestages. Baerbock hatte jedoch nie ein Amt in einer Regierung inne, leitete keine Behörde, der Sprung ins Kanzleramt wäre eine katapultartige Karriere.

Privates Annalena Baerbock ist verheiratet. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Politikberater Daniel Holefleisch, in Brandenburg. Ihre beiden gemeinsamen Töchter sind im Grundschulalter. Baerbock sagt von sich, dass sie nicht gläubig sei. Mitglied der evangelischen Kirche ist sie trotzdem, das Miteinander sei ihr wichtig. Baerbock spricht fließend Englisch, in Reden fällt ihre Nervosität hin und wieder auf. Dann verhaspelt sie sich, deswegen redet sie nicht immer frei. In sozialen Netzwerken wurde sie auch deswegen immer wieder mit Hasskommentaren beleidigt.

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Programm Wie es von der grünen Kanzlerkandidatin nicht anders zu erwarten ist, Kostenpflichtiger Inhalt steht Baerbock für konsequenten Klimaschutz. Ein Kostenpflichtiger Inhalt Tempolimit ist dabei genauso selbstverständlich wie eine Reduzierung der Treibhausgase um 70 Prozent bis 2030, ein Ende des Verbrennungsmotors bei den Neuzulassungen. Doch die Grünen haben sich unter Baerbock und Habeck auch ein linkes, sehr soziales Programm gegeben. Hartz-IV-Sanktionen wollen sie abschaffen, sie wollen den Schulterschluss mit den Gewerkschaften, die Grünen setzen auf eine höhere Besteuerung von Vermögenden. Die Krise will Baerbock mit massiven Investitionen bekämpfen, insbesondere in der Bildung. Ihr Leitbild: Sich aus dem Schatten bis an die Spitze arbeiten, dabei den Wandel und nicht den Status quo verkörpern.

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