Angriff auf Parteichef Lucke in Bremen AfD beklagt systematische Schikane

Der Angriff von vermutlich linken Störern auf die Wahlkamfbühne der Alternative für Deutschland dauerte nicht einmal fünf Sekunden. Ein auf Youtube veröffentlichtes Video hat den Vorfall dokumentiert. Die Partei sagt, es sei nicht der erste derartige Fall gewesen.

Angriffe auf Politiker - ein Überblick
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Die Aktion am Samstagnachmittag ging blitzschnell: Angreifer stoßen in Bremen den Parteichef der Alternative für Deutschland, Bernd Lucke, von der Bühne und versprühen Reizgas. 16 Menschen werden nach offiziellen Angaben verletzt, Lucke kam mit heiler Haut davon und betrieb schon am Sonntag wieder Wahlkampf, diesmal in Oldenburg. Die Angreifer stammen wohl aus dem linksextremen Lager, vermuten Fahnder.

Die Attacke bei der Veranstaltung der eurokritischen Partei auf der Waldbühne im Bremer Bürgerpark lenkt den Blick auf eine Partei, die in den vergangenen Wochen aus dem Blickfeld geraten ist, zuvor aber als veritable Bedrohung für Schwarz-Gelb gehandelt wurde. Doch in den vergangenen Wochen ging ihr Stern so schnell unter wie er aufgestiegen war. Bis auf einen kleinen Prozentpunkt war sie in Umfragen gefallen. Vermutlich auch, weil es immer wieder Berichte über dubioses Parteipersonal mit Bezug ins rechte Spektrum gegeben hatte.

"Scheiß Nazi"

Die Attacke rückt die AFD zurück ins Scheinwerferlicht. Durch versprühtes Reizgas wurden nach Polizeiangaben 15 Menschen verletzt, ein AfD-Mitglied erlitt eine Messer-Schnittwunde. Die Polizei nahm drei Angreifer im Alter von 22, 25 und 27 Jahren fest.

Die Aktion ging blitzschnell vor sich: Ein Angreifer stürzt auf Lucke zu, ruft "Scheiß Nazi" und schubst ihn von der Bühne. Anschließend flüchten er und seine Komplizen in alle Himmelsrichtungen. Laut Polizei schlugen sich bis zu 20 Beteiligte in die Büsche. Drei von ihnen fassen die Beamten. Ihnen wird schwerer Landfriedensbruch vorgeworfen. Fahnder gehen von einem linksautonomen Umfeld aus. Einer der Festgenommenen ist einschlägig bekannt.

Mehrfach wurden Wahlplakate beschädigt

Kurz nach der Attacke reiben sich die Menschen an der kleinen Bühne die Augen und husten. Auf einem Video sind tumultartige Szenen zu sehen. Die Menschen sind entsetzt. "Das darf doch nicht wahr sein", "Sauerei", hört man aus ihren Reihen.

"Das ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert", sagte AfD-Pressesprecherin Dagmar Metzger. In Bayern sei an einem Wahlkampfstand ein Mitglied angegriffen worden. "Ihm wurde die Schulter ausgekugelt, am Boden liegend wurde ihm gegen den Kopf getreten." Zudem gebe es zahlreiche Aktionen, bei denen Wahlkampfplakate zerstört worden seien.

Schon länger beklagt die eurokritische Partei massive Behinderungen im Wahlkampf. Zwischenfälle habe es in Lübeck, Lüneburg, Gießen, Göttingen oder auch Nürnberg gegeben. In Göttingen sollen es nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" Antifa-Aktivisten auf die AfD abgesehen haben. Sie würden der Partei vorwerfen, rechte Parolen zu vertreten und Neonazis zu schützen. Menschen würden bedroht und Plakate beschmiert.

Scharfe Kritik von FDP und Grünen

Die Angreifer seien "in kleinen Gruppen eingesickert", sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag zu der Attacke in Bremen. Nun müssten erst einmal viele Zeugen vernommen und das Video ausgewertet werden. "Wir nehmen das sehr ernst." Die Kriminalpolizei ermittle auf Hochtouren. Im Vorfeld habe es keinerlei Hinweise auf eine solche Aktion gegeben.

Erst nach längerer Pause wurde die Veranstaltung am Samstag unter massivem Polizeischutz fortgesetzt. Lucke, der seine Rede nach dem Angriff fortsetzte, zeigte sich nach Angaben seiner Partei "schockiert und empört": "Es ist eine unerträgliche Störung des demokratischen Wettbewerbs, dass Schlägertruppen wie seinerzeit in der Weimarer Republik friedliche Wahlkampfveranstaltungen der Alternative für Deutschland stören und dabei billigend in Kauf nehmen, Menschen zu verletzen."

Spitzenpolitiker von FDP und Grünen verurteilten den Angriff scharf. "Das ist letztendlich ein Angriff auf die Demokratie und durch nichts zu rechtfertigen", sagte FDP-Generalsekretär Patrick Döring dem Portal Handelsblatt Online. Auch der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, betonte, Gewalt sei kein Mittel der politischen Auseinandersetzung.

(dpa)
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