Rückzug von Frauke Petry Geplanter Abgang einer Geschmähten

Meinung | Berlin · Frauke Petry wird im Bundestag nicht zur AfD-Fraktion gehören: Diese Nachricht inszenierte die Politikerin am Montagvormittag als Eklat auf der großen Bühne. Eine Überraschung ist ihr Ausstieg aber nicht - abgezeichnet hatte er sich schon lange.

Schon um kurz nach sieben im ZDF-Morgenmagazin hätte Petry Gelegenheit gehabt, ihren Fraktionsverzicht zu verkünden, Moderatorin Dunya Hayali hatte sie sogar direkt danach gefragt. Aber Petry wich aus und wählte lieber die ganz große Bühne - die Bundespressekonferenz in Berlin.

AfD-Chefin Frauke Petry sorgt für Eklat auf Bundespressekonferenz
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Frauke Petry sorgt für Eklat

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Vor der versammelten Hauptstadtpresse und ihren Kollegen des AfD-Vorstands betonte sie also nochmals ihren Anspruch, mittelfristig als Partei regierungsfähig zu sein, um dann zu sagen: Mit der AfD in ihrer jetzigen Form wäre dies nicht glaubwürdig, weshalb sie einer Bundestagsfraktion nicht zur Verfügung stehe. Mehr Misstrauensvotum geht nicht. Zumal von der eigenen (Noch-)Bundesvorsitzenden. Wie lange Petry das bleibt, ist offen. Naheliegend ist auch die Frage, wie lange sie überhaupt noch Parteimitglied ist. Die Vorstandskollegen André Poggenburg und Alice Weidel haben sie jedenfalls schon zum Austritt aufgefordert.

Dass Petry mit ihrem "realpolitischen" Kurs parteiintern keine Mehrheiten mehr findet, ist spätestens seit dem Bundesparteitag in Köln klar, wo ihr Antrag kurzerhand von der Tagesordnung gekickt wurde. Seitdem herrscht weitgehend Funkstille; Gauland selbst erklärte kürzlich, dass es seit Monaten zwischen Spitzenkandidaten und Parteichefin keinen persönlichen Kontakt gegeben habe. In Interviews ging Gauland auf Distanz zu Petry — und umgekehrt. Für den Wahlkampf war Petry weitgehend bedeutungslos, sagte sogar ihre eigene Abschlusskundgebung in Görlitz grundlos ab. Das starke Ergebnis hielt ihr nur noch einmal vor Augen: Die AfD braucht Frauke Petry nicht.

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Petry braucht folglich eine Alternative zur Alternative für Deutschland. Wie die aussieht, lässt sie vorerst offen. Denn auch wenn sie in Sachsen ihr Direktmandat und den Wahlsieg vor der Union abgeräumt hat, muss sie sich jetzt fragen, wen und wie viele Parteifreunde sie noch hinter sich zählen kann. Ganz abgesehen von den Wählern.

(jra)
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