Getreide aus der Ukraine Bundesregierung sieht erste Schiffslieferung als Hoffnungsschimmer

Berlin · Ein erster Frachter mit ukrainischem Getreide ist aus dem Hafen von Odessa ausgelaufen. Nach der russischen Blockade herrscht nun vorsichtiger Optimismus, Hungerkrisen lindern zu können. Doch es bleiben Zweifel, wie lange das Abkommen hält.

 Das unter der Flagge von Sierra Leone fahrende Frachtschiff Razoni verlässt mit 26.000 Tonnen ukrainischem Getreide an Bord den Hafen in der Region Odessa, Ukraine.

Das unter der Flagge von Sierra Leone fahrende Frachtschiff Razoni verlässt mit 26.000 Tonnen ukrainischem Getreide an Bord den Hafen in der Region Odessa, Ukraine.

Foto: dpa/Uncredited

Die Bundesregierung hat das Auslaufen des ersten Frachtschiffes mit ukrainischem Getreide aus dem Schwarzmeer-Hafen Odessa begrüßt. „Jedes Transportschiff, das sicher ukrainische Häfen verlässt, ist ein Hoffnungsschimmer – für die Ukraine und für die hungernden Menschen in dieser Welt“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) unserer Redaktion. „Bei aller Hoffnung ist aber zu bedenken: Letztlich stützt man sich auf das Wort des Aggressors Putin – und was Putins Wort wert ist, erleben wir gerade schmerzlich“, mahnte Özdemir.

Zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hatte am Montag ein Frachtschiff mit einer Ladung Getreide den Hafen von Odessa am Schwarzen Meer verlassen. Das türkische Verteidigungsministerium teilte mit, das Frachtschiff „Razoni“ habe sich beladen mit Mais auf den Weg in den Libanon gemacht. Das Schiff fahre unter der Flagge von Sierra Leone. Es hatte nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 26.000 Tonnen Mais geladen. Die „Razoni“ sollte am Dienstag in Istanbul eintreffen, wo die Ladung geprüft werden soll. Von dort sollte das Schiff seine Fahrt nach Libanon fortsetzen. In dem von einer schweren Wirtschaftskrise gebeutelten Land wird die Ladung dringend gebraucht, um die Bevölkerung versorgen zu können.

„Das ist ein Hoffnungsschimmer in einer sich zuspitzenden Ernährungskrise“, sagte auch der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Christofer Burger, am Montag in Berlin. Eine Initiative der EU-Kommission habe bereits zu einer enormen Steigerung der Exporte auf Straße und Schiene nach Europa geführt. Über diese Route, die vor Beginn des Kriegs in der Ukraine gar nicht existiert habe, seien im Juni und Juli jeweils rund 2,5 Millionen Tonnen Getreide transportiert worden. Burger betonte jedoch die Bedeutung des Seewegs.

Die Ukraine und Russland hatten am 22. Juli unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei ein Abkommen unterzeichnet, um von drei Häfen aus wieder Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. In Moskau begrüßte Kreml-Sprecher Dmtri Peskow das Auslaufen des Schiffes als sehr positiv.

Agrarminister Özdemir kündigte an, sich für ein EU-Treffen einsetzen zu wollen, um weitere Routen zu finden. „Selbst wenn die Ukraine wieder einen gesicherten Zugang zum Schwarzen Meer haben sollte, darf sie nicht in der Abhängigkeit von Russland verbleiben“, sagte er. „Deshalb muss der Ausbau alternativer Exportrouten vorangetrieben werden. Es geht um permanente Alternativen, nicht um temporäre. Ich will die EU-Kommission dafür gewinnen, den Ausbau alternativer Exportrouten zu forcieren“, so Özdemir.

(jd/dpa)
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