CDU-Innenexperte Bosbach kritisiert "hysterische" Debatte um Sarrazin

Osnabrück/Berlin (RPO). Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), hat die heftige Auseinandersetzung mit den Äußerungen von Thilo Sarrazin als hysterisch kritisiert.

CDU-Innenexperte: Bosbach kritisiert "hysterische" Debatte um Sarrazin
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Statt dessen bedürfe es einer seriösen Diskussion, "die Fortschritte und Probleme bei der Integration ohne Tabus benennt", meinte Bosbach im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er fügte hinzu: "Ich rate dringend dazu, die offenkundige Besorgnis in der Bevölkerung ernst zu nehmen und darauf Antworten zu finden."

Tatsache sei, dass es millionenfach gelungene Integration gebe, "aber auch zu viele Fälle von Integrationsverweigerung". Der CDU-Politiker nannte das Beispiel verpflichtender Sprachkurse für Ausländer, die Sozialleistungen beziehen. "Fast ein Drittel derjenigen, die zu Sprachkursen verpflichtet wurden, damit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt steigen, kommen nicht oder brechen den Kurs vorzeitig ab." Hier bestehe eine Bringschuld der Migranten, die man auch benennen müsse.

SPD-Politiker Wiefelspütz sieht "Mega-Thema"

Der innenpolitische Sprecher der SPD, Dieter Wiefelspütz, sagte demselben Blatt, Integration sei "das Mega-Thema der nächsten Jahre". Es müsse mit mehr Nachdruck vorangetrieben werden. Obwohl Deutschland besser als viele andere EU-Länder dastehe, sei das Machbare längst nicht erreicht, meinte Wiefelspütz. "Insbesondere der Bundesinnenminister ist zu passiv. Er muss das Thema Integration endlich an die Spitze seiner Agenda setzen."

Der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte am Donnerstag der rbb-"Abendschau" zum Thema Sarrazin, die Entwicklung tue ihm "eigentlich leid". Sarrazin habe "Warnungen bekommen", sowohl von der Landesschiedskommission der SPD als auch von der Bundesbank. "Ich verstehe ihn nicht mehr", sagte Wowereit.

Sarrazin sei immer gut für Extreme gewesen. Aber dass er sich so verrenne in einer "unsäglichen Art", mit Gen-Definitionen, Ausgrenzungen und Diffamierungen von Menschen, die in unserer Republik friedlich miteinander lebten, könne er nicht mehr nachvollziehen, sagte Wowereit. Er bekräftigte: "Es tut mir wirklich, wirklich leid um Thilo Sarrazin, mit dem ich gut zusammen gearbeitet habe, aber er hat sich da verrannt". Man könne nur hoffen, dass Sarrazin "sich selbst aus dieser Ecke wieder herausbringt".

Der Berliner SPD-Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf hat am Donnerstagabend ein Parteiausschlussverfahren gegen Sarrazin beschlossen. Der Kreisvorstand wirft dem 65-jährigen Berliner Ex-Finanzsenator parteischädigendes Verhalten vor.

(apd/sdr)
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