Kommentar Boris Pistorius ist zum Erfolg verdammt

Meinung | Berlin · Der neue Verteidigungsminister hat es schwer: Kaum im Stoff, betritt er gleich die ganz große Bühne mit konkreten Fragen zu Krieg und Frieden. Doch in dem Kaltstart liegt auch eine Chance.

 Boris Pistorius (SPD), Verteidigungsminister, wird im Bendlerblock mit militärischen Ehren empfangen.

Boris Pistorius (SPD), Verteidigungsminister, wird im Bendlerblock mit militärischen Ehren empfangen.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Der neue Bundesminister der Verteidigung hat es schwer. Boris Pistorius ist kaum im Stoff. Natürlich nicht. Er hat erst am Montag erfahren, dass Scholz ihn als Nachfolger von Christine Lambrecht im Verteidigungsministerium haben will und sagte sofort zu. Seitdem gräbt er sich mit Hochdruck in die Materie, kann sich aber in der Kürze der Zeit gar nicht genug einlesen und beraten lassen, um bei den ersten wichtigen Terminen schon wirklich souverän auftreten zu können. Und die prasseln direkt auf ihn ein: Eine Stunde nach der Vereidigung an diesem Donnerstagmorgen und dem großen Auftritt im Bendlerblock vor Soldaten mit der zurückgetretenen Lambrecht steht Pistorius für ein Statement mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin vor den Kameras. Der SPD-Politiker schlägt sich gut, spricht sauberes Englisch, wirkt freundlich und zugewandt. Es gilt, mit seinem US-Kollegen ein international entscheidendes Treffen am Freitag in Ramstein vorzubereiten, wo es um die weitere Unterstützung für die Ukraine gehen wird. Ringt die Bundesregierung sich durch, Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 an die Ukraine zu liefern? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Was werden die USA liefern, was andere westliche Verbündete? Welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen Waffensysteme, sind sie miteinander vernetzbar, wie schnell kann die Ausbildung ukrainischer Soldaten erfolgen, welche Logistikketten müssen aufgebaut werden, was kann aus den Beständen der Bundeswehr kommen, was von der Industrie? Es sind wichtige Fachfragen, die im Raum stehen und die Pistorius beantworten muss, ohne die Kenntnisse aus dem Ärmel schütteln zu können. Für den bisherigen Innenminister Niedersachsens ist es ein brutaler Kaltstart.