Gerhard Schindler beim Geheimdienstkongress BND: 19 Anschläge auf Soldaten in Afghanistan verhindert

Berlin · Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat nach eigenen Angaben seit 2011 in 19 Fällen Anschläge auf deutsche Soldaten in Afghanistan verhindert. BND-Präsident Gerhard Schindler will mit der Aufzählung von Erfolgen die Kritik am Nachrichtendienst entgegenstellen.

Der BND und seine nun nicht mehr so geheimen Außenstellen
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Foto: dpa, sja fdt

Insgesamt unterstütze der auch für den Schutz deutscher Soldaten im Ausland zuständige Auslandsnachrichtendienst den Afghanistan-Einsatz derzeit mit rund 300 Mitarbeitern vor Ort und in der Zentrale, sagte BND-Präsident Gerhard Schindler in einer am Montag veröffentlichten Rede bei einem Geheimdienst-Kongress in Berlin. Aktuell sind rund 1500 deutsche Soldaten in Afghanistan im Einsatz.

Über 30 Entführungsfälle in fünf Jahren

Erstmals nannte Schindler auch konkrete Zahlen zu BND-Aktionen im Zusammenhang mit der Befreiung von im Ausland entführten deutschen Staatsangehörigen. "In den letzten fünf Jahren waren wir an der Lösung von über 30 Entführungsfällen beteiligt. In vier Fällen haben wir dabei den Aufenthaltsort der Geiseln ermittelt", sagte er. Dabei richte der BND seine Aufklärungssysteme gezielt auf den jeweiligen Fall aus und stelle die erforderlichen Kontakte her - "zu Partnern im Ausland und, wenn es sein muss, auch zu den Entführern selbst".

Eingebunden sei der BND auch in Geheimverhandlungen im Nahen und Mittleren Osten. So vermittle der Dienst seit fast zwei Jahrzehnten immer wieder erfolgreich zwischen der radikalen Schiitenbewegung Hisbollah und Israel. Bekannt ist etwa, dass der BND an der Freilassung des von der radikal-islamistischen Hamas im Gazastreifen entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit im Oktober 2011 mitgewirkt hatte.

In Afghanistan arbeitet BND mit anderen Geheimdiensten

Bei den BND-Einsätzen in Afghanistan gehe es nicht nur um strategische Erkenntnisse, sagte Schindler. "Wir müssen zum Beispiel wissen, in welcher Seitenstraße gerade eine neue Sprengfalle verbaut worden ist. Auf der Basis dieser Erkenntnisse erstellen wir Warnmeldungen, und unsere Warnmeldungen retten Leben." Dabei stützt sich der BND nicht nur auf Informanten, sondern auch auf abgehörte Telefongespräche und gemeinsam mit Partnerdiensten abgefangene Internet-Kommunikation.

Wer hört wen ab - und was man dagegen tun kann
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Foto: dpa, Jens Büttner

Schindler verteidigte die internationale Zusammenarbeit des BND mit anderen Geheimdiensten. So wie Deutschland Lageinformationen und Warnmeldungen zum Beispiel von den Mongolen, den Ungarn, den Dänen, den Aserbaidschanern, den Jordaniern oder anderen in Afghanistan engagierten Nationen erhalte, "so dürfen diese Partner zu Recht erwarten, dass auch wir unsere Erkenntnisse an sie weitergeben".
Dabei gehe es auch um den Austausch personenbezogener Daten, etwa wenn Angehörige der Terrororganisation Al-Kaida, Taliban-Kommandeure oder Selbstmordattentäter identifiziert werden müssten.

Vor allem im Zusammenhang mit der NSA-Affäre um die Datenschnüffelei des US-Geheimdienstes National Security Agency hatte unter anderem die Opposition heftige Kritik an der internationalen Zusammenarbeit des BND und dem damit verbundenen Datenaustausch geübt.

(dpa)
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