Nach Debatte um Elterngeld-Kürzung Berufstätige bekommen mehr Kinder

Wiesbaden/Berlin · Mit ihrer Forderung nach einer Kürzung von Elternzeit und Elterngeld haben die Arbeitgeber eine alte Debatte wieder angefacht. Jüngste Zahlen zeigen nun, dass nicht nur immer mehr Väter das Elterngeld nutzen, sondern sich auch mehr Berufstätige für Kinder entscheiden. Gute Nachrichten für Kristina Schröder also, um Fahrt aus der Debatte zu nehmen.

Neun Tipps zu Elterngeld und Elternzeit
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Foto: AFP

Die Elternzeit stufenweise auf zwölf Monate zu senken, sobald der Ausbau der Kinderbetreuung gewährlweistet sei und das Elterngeld maximal zwölf Monate auszuzahlen, das hatte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt vor wenigen Tagen gefordert — und dafür mächtig Kritik geerntet.

Doch es gab auch in der Union Stimmen, die Korrekturen beim Elterngeld forderten. So sagte CDU-Wirtschaftspolitiker Michael Fuchs unserer Redaktion, dass drei Jahre Elternzeit sind förderlich seien für die Berufs- und Karrierechancen von jungen Müttern. Und CSU-Fraktionsgeschäftsführer Stefan Müller hatte gefordert, staatliche Leistungen in der Familienpolitik regelmäßig kritisch zu überprüfen, dazu gehöre auch das Elterngeld.

Das dürfte Familiernministerin Kristina Schröder alles andere als gefallen haben. Über Hundts Äußerungen etwa zeigte sie sich in einem Interview "entsetzt". Doch Zahlen des Statistischen Bundesamtes geben ihr nun Rückendeckung.

Mehr Eltern vor Geburt erwerbstätig

Demnach waren immer mehr Bezieher des Elterngeldes vor der Geburt des Kindes erwerbstätig. Bei den Frauen waren es im zweiten Quartal des vergangenen Jahres 66 Prozent (2008 lag der Anteil noch bei 55 Prozent), bei den Männern bei 89 Prozent. Es scheint also tatsächlich so, als würden sich immer mehr Berufstätige für ein Kind entscheiden.

Schröder macht für diese Zahlen das Elterngeld mitverantwortlich. Auf diesen Effekt hatte die Politik nämlich gehofft, als sie die staatliche Leistung eingeführt hatte. Denn die sinkenden Geburtszahlen und der demografische Wandel insgesamt machten und machen bis heute Sorgen.

Ministerin Schröder jedenfalls sieht in den jüngsten Zahlen der Statistiker ein Zeichen dafür, dass die Politik ihres Ministeriums in die richtige Richtung geht. "Die neuen Zahlen bestätigen den Erfolg des Elterngeldes als unverzichtbaren Bestandteil moderner Familienpolitik", ließ die Ministerin kurz nach Veröffentlichung der Zahlen mitteilen.

Auch in Bezug auf die Vätermonate kann sie entsprechend Positives mitteilen: "Immer mehr Väter entscheiden sich für das Elterngeld und nehmen sich so die gewünschte Zeit für ihr Kind und ihre Familie." Für Schröder jedenfalls wird dadurch klar: "Aus der Familienplanung vieler junger Eltern ist das Elterngeld somit nicht mehr wegzudenken."

Väteranteil steigt weiter

Laut des Statistischen Bundesamtes erhielten neben 152.000 Müttern 43.000 Väter Elterngeld. Damit ist der Anteil der beteiligten Väter mit 27,3 Prozent auf einen neuen Höchststand geklettert. Bei Müttern liegt der Anteil übrigens bei über 95 Prozent. In NRW erhielten im zweiten Quartal 2011 übrigens 32.089 Frauen Elterngeld und 6953 Männer.

Die Strategie der Union, die 2007 das Elterngeld unter von der Leyen eingeführt hatte, scheint sich also tatsächlich auszuzahlen. Und nachweisbar ist inzwischen auch, dass sich heute mehr Akademikerinnen und gut ausbildete Frauen für ein Kind entscheiden — bei ihnen war die Geburtenrate vor Einführung des Elterngeldes besonders niedrig.

Kein Wunder also, dass sich die Familienminsterin entsetzt zeigt über die Forderungen des Arbeitgeberpräsidenten. Auf der anderen Seite aber spricht Hundt auch noch ein zweites Problem an — und das betrifft die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hierbei Verbesserungen zu erreichen, da ist nicht nur die Politik, sondern auch die Wirtschaft gefragt.

(das)
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