Alternative für Deutschland Bernd Lucke - Kämpfer gegen Merkel und den Euro

Während der Gründungssitzung macht sich Euphorie breit unter den Anhängern der Alternative für Deutschland. Sie feiern vor allem ihren Erfinder, den schmalen Professor Bernd Lucke. Er treibt die Anti-Euro-Truppe entschlossen in Richtung Bundestag. Und zeigt dabei, dass auch ein Akademiker wie er Bierzelt-Sprüche auf Lager hat.

So eine Parteigründung ist keine einfache Sache. Mit großem Enthusiasmus waren rund 1500 Mitglieder der Alternative für Deutschland (AfD) nach Berlin gekommen, mit großer Lust, sich selbst zu feiern und den Euro-Gegnern endlich eine schlagkräftige Organisation zu geben. Aber zweieinhalb Stunden nach Beginn des Gründungsparteitags hatte sich die Versammlung an der Satzung festgebissen, etwa an der Frage, ob der Name der Partei mit oder ohne Anführungszeichen geschrieben werden soll.

Dass am Ende doch ein wichtiger Schritt in Richtung des erhofften Einzugs in den Bundestag gelang, war vor allem einem Mann zu verdanken. Prof. Bernd Lucke (50), alter und neuer Sprecher der Alternative, nahm die Sache mit einer streckenweise fulminanten Rede in die Hand. Später wurde er mit einem starken Wahlergebnis belohnt - weit vor seinen Mitsprechern Frauke Petry und Konrad Adam.

Er gibt sich als Kämpfer für Demokratie

Der Ökonom sprach von einer "Degeneration des Parlamentarismus", die meisten Abgeordneten der Altparteien seien zu "meinungslosen und überforderten Erfüllungsgehilfen" der Bundesregierung geworden. "Diesen Euro, den Haftungs- und Schulden-Euro, wollte das Volk nicht", rief er aus, immer wieder von tosendem Beifall unterbrochen.

Fast handstreichartig peitschte Lucke, Vater von fünf Kindern und drei Jahrzehnte Mitglied der CDU, den Beschluss zur Teilnahme an der Bundestagswahl per Akklamation durch. Und weil es so einfach war, kam das Wahlprogramm gleich hinterher. Ohne Debatte. Lucke wusste, dass der Parteitag nicht ohne Programm auseinandergehen durfte. Deshalb wurde die inhaltliche Diskussion kurzerhand nach hinten verschoben.

Mit starken Sprüchen macht er Dampf

Mit manchmal markigen Sprüchen machte der schmale Professor Stimmung: "Wollt Ihr, dass mit Euren Steuern Griechenland finanziert wird? Wollt Ihr für ein Land zahlen, in dem Steuerhinterziehung Volkssport und Korruption Gewohnheit ist?"

Schwer, solche Sätze nicht als populistisch einzustufen. Aber damit hat die neue Partei anscheinend kein Problem. "Wir sollten den Vorwurf des Populismus als Auszeichnung betrachten", sagt Konrad Adam, konservativer Publizist und ein weiterer Wortführer der Partei.

Schließlich müsse in einer Demokratie das Volk das letzte Wort haben. Seitenhiebe gegen "die Berufspolitiker" waren auch mehrfach zu hören.

Einmal kommt es zu Zumulten

Das "Volk" ist an diesem Sonntag im Tagungshotel zwar nicht so kunterbunt wie etwa bei den Piraten, aber doch sehr gemischt. Frauen sind auch hier klar in der Minderheit, aber längst nicht nur Volkswirtschaftsprofessoren bevölkern den Kongress. Zu einem kurzen Tumult kommt es, als ein Mann mit einer Deutschlandfahne aufsteht. Fotografen stürzen sich auf ihn, Lucke muss seine Rede unterbrechen.

Nicht endgültig beantwortet wird in Berlin die Frage, wie es die neue Partei mit rechten Positionen hält. Gelingt es ihren politischen Gegnern, sie in diese Ecke zu drängen, dürften die Erfolgsaussichten dramatisch sinken. Zuwanderer müssten "integrationsfähig und integrationswillig sein", sagt Lucke etwa. Das ist zumindest nicht weit von rechtspopulistischen Positionen entfernt - wäre aber auch in weiten Teilen der Union konsensfähig. .

Nach dem erfolgreichen Gründungsparteitag dürfte die AfD ihren Traum vom Einzug in den Bundestag noch etwas heftiger träumen. Protestwähler, Nichtwähler, vor allem aber enttäuschte Rechtskonservative in der Union dürften sich von ihr angesprochen fühlen. Und manche Mitglieder träumen sogar noch weiter. Ob denn vor einer Regierungsbeteiligung ein Parteitag einberufen werden müsse, wird in der Satzungsdebatte gefragt. Die große Mehrheit ist dafür.

(dpa/pst)
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