Berliner Redaktion Vom Zapfenstreich zum RP-Empfang

Berlin · Rund 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien kamen am Mittwochabend zum traditionellen Empfang der Parlamentsredaktion der Rheinischen Post. Die Flüchtlingskrise und der Tod von Helmut Schmidt waren die beherrschenden Themen. Und ein bisschen auch der Karneval.

Bilder vom RP-Empfang 2015 in Berlin
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Die Berliner Republik steht in dieser Woche unter Dauerstrom. Täglich neue Streitereien rund um das Flüchtlingsthema zehren an den Nerven der Politik, dazu der Tod von Altkanzler Helmut Schmidt, der Große Zapfenstreich zum 60-jährigen Bestehen der Bundeswehr und der übliche Sitzungsmarathon im Deutschen Bundestag. Manch ein Spitzenpolitiker nutzte den traditionellen Empfang der Parlamentsredaktion der Rheinischen Post am Mittwochabend dann auch für eine kleine Auszeit. Durchatmen. Abschalten. Dazu Grünkohl, Mett, Currywurst, Altbier, Pils und ein gutes Glas Rotwein.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), Justizminister Heiko Maas (SPD) und der Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, Kanzleramts-Chef Peter Altmaier (CDU), gehörten zu den ersten Gästen, die von Karl Hans Arnold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Rheinische Post Mediengruppe, und RP-Chefredakteur Michael Bröcker in den Räumen der Redaktion an der Schumannstraße begrüßt wurden. Altmaier, der rund um die Uhr die Flüchtlingspolitik zwischen Bund, Ländern und Kommunen koordiniert und ein wenig abgekämpft wirkte, musste sich kritische Fragen zur Koordinierung der Flüchtlingspolitik gefallen lassen. Er betonte: "Wir bekommen das Thema in den Griff." Den Ärger über die unabgestimmten Vorstöße von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) zur Begrenzung des Familiennachzugs und zur schnelleren Rückführung von syrischen Flüchtlingen, wollte Altmaier nicht weiter kommentieren. "Das ist erledigt", knurrte er. Da passte es ganz gut, dass Parteifreund de Maizière erst am späten Abend zum Empfang kam und Altmaier um ein paar Minuten verpasste. De Maizière zeigte sich gelassen. "Ich verstecke mich nicht." Er räumte die Kommunikationspanne ein, sein Verhältnis zur Kanzlerin Merkel sei aber weiterhin sehr gut. Der aus Düsseldorf angereiste NRW-CDU-Chef Armin Laschet gab de Maizière recht. "Wir sind inhaltlich bei dir, aber das war in der Kommunikation verbesserungswürdig."

Das andere beherrschende Thema des Abends war der Tod von Altkanzler Helmut Schmidt. Und die Frage, was von Führungsstil und Politikverständnis des früheren SPD-Regierungschefs heute gebraucht werden könnte. Eva Quadbeck, Leiterin des Parlamentsbüros der Rheinischen Post, schlug in ihrer Begrüßungsansprache den Bogen zu den aktuellen Themen und bezeichnete die Schmidt'schen Tugenden als "wichtiger denn je" - darunter seine Geradlinigkeit, seine pragmatische Herangehensweise und sein Rechtsstaatsempfinden. Da gab es zustimmendes Nicken bei vielen Anwesenden. Selbst beim Chef der Linkspartei, Bernd Riexinger.

Lob für Lammert

Viele Gäste kamen direkt nach dem Großen Zapfenstreich vom Berliner Reichstag hinüber in die nur 200 Meter entfernten Büros der Rheinischen Post. SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier war einer der ersten. "So, jetzt habe ich Zeit für ein Glas Wein", sagte Steinmeier, als er aus seiner Limousine sprang. Am Ende blieb der Außenminister fast zwei Stunden. Steinmeier traf bei dem RP-Fest auf viele Parteifreunde und Weggefährten, etwa die Witwe des ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten und Bundespräsidenten Johannes Rau, Christina Rau, Umwelt-Staatssekretär Gunther Adler, den Bundestagsabgeordneten Lars Klingbeil, NRW-Landesgruppenchef Achim Post und NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (alle SPD). Mit dabei auch SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann, der für die Genossen die inhaltlichen Linien des Wahlkampfes 2017 entwerfen soll und sich über die Streitereien beim Koalitionspartner amüsierte. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) setzte sich gut gelaunt in ein zur Lounge umfunktioniertes Büro und plauderte angeregt mit RP-Vorsitzenden der Anton-Betz-Stiftung, Esther Betz, und RP-Herausgeberin Irene Wenderoth-Alt. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) freute sich über das Lob für seine Ansprache beim Zapfenstreich, es kam unter anderem von der Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin Britta Hasselmann.

Mit Neugier wurde die neue SPD-Generalsekretärin Katarina Barley von Kollegen und Journalisten beäugt. Und nicht von jedem erkannt. "Ist das da hinten die neue SPD-Generalsekretärin", fragte Ex-CSU-Innenminister Hans-Peter Friedrich. Minuten später waren beide schon bei einem Glas Wein ins Gespräch vertieft. So kann ein Empfang auch zur Stabilisierung der Großen Koalition beitragen. Air-Berlin-Chef Stefan Pichler war vor allem gekommen, um Verkehrsminister Alexander Dobrindt um Zustimmung für die umstrittenen Partnerschaftsflüge mit der arabischen Fluggesellschaft Etihad zu bitten. Wer das Mienenspiel der beiden verfolgte, ahnte: eine Lösung ist noch nicht in Sicht.

Viele Gäste aus dem Rheinland

Bundeskanzlerin Angela Merkel, in den vergangenen Jahren ein treuer Gast, hatte im Vorfeld absagen müssen. Sie war schon am Nachmittag zum EU-Nordafrika-Gipfel auf die Mittelmeer-Insel Malta geflogen. Thema dort: natürlich die Flüchtlingskrise. Die konservative Seite der Berliner Republik war trotzdem prominent vertreten. Neben den Ministern Gröhe und Altmaier waren NRW-CDU-Generalsekretär Bodo Löttgen, der Unions-Fraktionsgeschäftsführer im Bundestag, Michael Grosse-Brömer, der thürngische Fraktionschef Mike Mohring, der neue Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Bernd Fabritius, und der Chef des Innenausschusses, Ansgar Heveling sowie Innen-Staatssekretär Günter Krings gekommen. Außerdem: der Geschäftsführer des Bankenverbands und frühere CDU-Europaminister in Düsseldorf, Andreas Krautscheid.

Der Berlin-Empfang am 11.11. - bei den anwesenden Rheinländern sorgte das immer wieder für die eine oder anderen spitzen Kommentar in Richtung der Gastgeber. Für Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) passte der Empfang in seinen geselleigen Tagesablauf. "Ich habe heute Mittag schon ein paar Alt getrunken, da kann ich jetzt auch weitermachen", scherzte er. Aus NRW waren außerdem Innenminister Ralf Jäger, der wegen der Bundeswehr-Großveranstaltung gleich mehrere Hundertschaften nach Berlin abkommandieren musste, und die Minister Michael Groschek (Verkehr, SPD) und Johannes Remmel (Umwelt, Grüne).

Die Oppositionsparteien ließen sich das Stelldichein der Regierung indes nicht beeidnrucken. Die Grünen waren mit der Parteivorsitzenden Simone Peter und dem früheren Umweltminister Jürgen Trittin prominent vertreten. Die neue Führung der Linksfraktion im Bundestag, Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch, kamen einträchtig zusammen. Aus der außerparlamentarischen Opposition waren FDP-Generalsekretärin Nicola Beer und die stellvertretende FDP-Vorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann gekommen.

Erstmals nach ihrer Berufung war die neue "Bild"-Chefredakteurin Tanit Koch auf dem politischen Parkett zu sehen. "Ich bin inkognito hier", sagte Koch und lächelte. Zur Kategorie einflussreiche Journalistinnen dürfte auch ZDF-Hauptstadtstudio-Chefin Bettina Schausten zählen. Viele alte Kollegen traf in den Büros der frühere Chefredakteur und jetzige Chef der Nachrichtenagentur dpa, Sven Gösmann. RP-Kolumnist Hermann-Josef Tenhagen kam mit seiner neunjährigen Tochter vorbei. Und traf auf dem Balkon auf den designierten Chef der "Deutschen Verkehrs-Zeitung", Harald Ehren, und den Chefredakteur der "Aachener Zeitung", Bernd Mathieu. Der Cheredakteur der "Allgemeinen Zeitung" aus Mainz, Friedrich Roeingh, traf in Berlin seine neuen Kollegen. Die Korrespondenten des Berliner RP-Büros beliefern künftig auch die Zeitung in Mainz, den "Wiesbadener Kurier" und das "Darmstädter Echo".

(RP)
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