Berliner Bühne Vom roten C zum goldenen M

Berlin · Wer für die CDU sprechen darf, der kann mit wachsendem Einfluss rechnen. CDU-Sprecher Andreas Fritzenkötter rückte als einer der engsten Berater an die Seite von Helmut Kohl ins Kanzleramt. CDU-Sprecherin Eva Christiansen rückte als eine der engsten Beraterinnen an die Seite von Angela Merkel ins Kanzleramt. Jetzt wechselt auch CDU-Sprecher Philipp Wachholz den Schreibtisch.

Aber er berät künftig nicht die Kanzlerin, sondern einen Konzern. Von der Bürgerbeteiligung zum Burgerbräter: Wachholz geht zur McDonald's-Zentrale nach München. Der 33-jährige Bayer freut sich nach sechs Jahren in der Pressestelle der CDU-Parteizentrale auf eine Rückkehr in seine Heimat.

Seit 2010 war er erster Sprecher sowohl von CDU-Chefin Angela Merkel als auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. Doch auch Ronald Pofalla war schon sein Chef, als dieser CDU-Generalsekretär war, und so dürfte es Wachholz keinerlei Probleme bereiten, sich zumindest bei der Vornamen-Schreibweise von Ronald Pofalla auf Ronald McDonald umzustellen.

Von der Größe der Zielgruppe her betrachtet, verbessert sich Wachholz eindeutig, ja fast um das Hundertfache: 11 828 277 Deutsche wählten zuletzt die CDU, dagegen entschieden sich zuletzt über eine Milliarde Menschen in Deutschland für McDonald's. Der Schritt vom roten C zum goldenen M dürfte sich für den Sprecher daher sicherlich auch finanziell bezahlt machen.

Dabei konnte er aufgrund seiner eher schlanken Statur bislang beim besten Willen nicht als Big Mäc der CDU bezeichnet werden. Da hätte Peter Altmaier schon bessere Chancen gehabt. Aber der wechselte gerade an die Spitze des Umweltministeriums und kocht ohnehin viel lieber selbst mit gemächlich zelebriertem Genuss, statt fremdgebratenes Fastfood zu verschlingen.

Nicht alle perfektionierten Techniken der CDU-Zentrale wird Wachholz freilich in seinem neuen Job gebrauchen können. Denn wir sollten uns schon sehr wundern, wenn der CDU-Sprecher angeheuert worden sein soll, um etwa die Laufkundschaft vor Burger King, Kentucky Fried Chicken, Nordsee oder Pizza Hut auf dem Weg zum Essenfassen einzuschläfern. Eine Übertragung des Konzeptes der "asymmetrischen Demobilisierung" würde nämlich dazu führen, dass auch bei McDonald's die Stammwähler respektive Stammesser weniger würden und das goldene M nur noch relativ strahlt.

Trotz seines Weggangs von der Partei- in die Konzern-Kommunikation ist Wachholz für die CDU nicht völlig verloren. Wenn sich bei CDU-Bundesparteitagen die Reihen der Delegierten im Saal lichten, wissen Beobachter des Geschehens, dass sich die Reihen vor dem McDonald's-Stand am Rande der Tagung füllen. Burger stehen bei der Volkspartei halt hoch im Kurs.

Bei Wachholz sind es weniger die — er wird eher bei Chicken McNuggets schwach, besonders mit Currysauce. Dass der CDU-Sprecher Sehnsucht nach seinem alten Arbeitsplatz bekommt, ist vorerst nicht auszumachen. Aber wir sollten hellhörig werden, wenn die neueste Burger-Kreation nach einem führenden CDU-Politiker benannt werden sollte und wir herzhaft in den neuesten McAllister beißen.

(may-)
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