Berliner Bühne Saudis wollen Schavan nicht

Eine Reise in muslimische Länder birgt Überraschungen. Das musste nun auch Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) erleben. Sechs Wochen vor einer detailliert vorbereiteten Delegationsreise in den Nahen Osten gaben die arabischen Gastgeberländer Oman, Saudi-Arabien und Emirate der Ministerin einen Korb. Schuld ist wohl der islamische Mondkalender.

Die Hauptstadt zu Gast bei der RP
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Der Reiseleitfaden Naher Osten wurde studiert, die Visa lagen bereit, die Kleidung den landesüblichen Gepflogenheiten gemäß zur Seite gelegt. Deutschlands Wissenschafts- und Wirtschafts-Elite, Repräsentanten vom Fraunhofer-Institut, der Helmholtz- und Leibnizgesellschaft, diversen Universitäten bis hin zu Top-Manager von Daimler, Deutsche Post und Oetker hatten sich auf die einwöchige Reise mit CDU-Bildungsministerin Annette Schavan in den Nahen Osten gefreut. Der Termin war fest geblockt. Es sollte um Forschungskooperationen, Technologieaustausch und neue Absatzmärkte gehen. Schavan wollte mit einem Besuch einer Frauen-Universität zudem ein politisches Signal für Frauenrechte setzen. Alles war minutiös geplant. Doch vier Wochen vor der Abreise kam die Absage aus Saudi-Arabien.

Leider keine Gesprächspartner

Man habe der Deutschen Botschaft in Riad mitgeteilt, dass sich "hochrangige Ansprechpartner" in der geplanten Zeit im Ausland befinden würden, teilte das Ministerium den Delegationsmitgliedern mit. Wegen wichtiger Feiertage im Sultanat Oman und in den Emiraten würde man von der Reise abraten. In Berlin waren die Beamten verdutzt. An eine solch kurzfristige Absage konnte sich kaum einer erinnern. Das komme bei arabischen Ländern wohl vor, versuchte das Ministerium Gelassenheit zu demonstrieren. Schuld sei wohl der Mondkalender.

Muhammad kam Schavan in die Quere

In arabischen Ländern, darunter besonders Saudi-Arabien als Geburtsort des Islam, ticken die Uhren anders. Die Stellung des Mondes bestimmt den Kalender. Erst wenn die Mondsichel nach Neumond sichtbar wird, beginnt der Monat. Ein eigenes Mondsichtungs-Komittee, ein Gremium aus Rechtsgelehrten, Astronomen und Laien, beziffert beispielsweise in Saudi-Arabien den Monatsanfang und gibt die Daten an die Behörden weiter. So werden auch die Feiertage bestimmt. Schavan ist nun offenbar der Geburtstag des Propheten Muhammad, der Mevlid, am 14. und 15. Februar in die Quere gekommen. Geschäftskontakte sind an diesem heiligen Feiertag unerwünscht. Frühzeitg vorherzusehen war der Tag offenbar nicht. Eine Warnung der Gastgeber hätten sich Schavans irritierte Protokollbeamte wohl trotzdem erwartet. Etwas säuerlich heißt es in der Mitteilung des Ministeriums an die Delegation nun, die Reise werde "nicht noch einmal geplant".

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