Berliner Bühne Rösler rettet Röschen

Berlin (RP). Nach dem Stühlerücken unter den FDP-Bundesministern bekommt die Regierungsbank im Bundestag auch eine neue Sitzordnung. Philipp Rösler rückt in die erste Reihe auf, direkt neben die Bundeskanzlerin. Denn die Chefin will den Vize-Chef zwecks schneller Absprachen stets neben sich haben - und nebenbei auch optisch das Zusammenstehen der Koalition durch Zusammensitzen dokumentieren.

Mai 2011: Röslers umjubelter Auftritt als neuer FDP-Chef
8 Bilder

Mai 2011: Röslers umjubelter Auftritt als neuer FDP-Chef

8 Bilder

Beinahe hätte der Aufstieg des Niedersachsen Rösler zum Vizekanzler das Aus für den Platz an der Sonne der Niedersächsin Ursula von der Leyen bedeutet. Denn die Rangfolge der Minister auf den Regierungsbänken zur Rechten des Bundestagspräsidenten richtet sich streng nach der protokollarischen Rangfolge. Die Arbeits- und Sozialministerin ist die Letzte, die es in die erste Reihe geschafft hat. Wäre Rösler nun als Gesundheitsminister an die Seite der Kanzlerin umgezogen, hätten alle Minister eins aufrücken müssen - und für "Röschen", von der Leyens Spitzname, wäre dort kein Platz mehr gewesen. Sie hätte unmittelbar neben Kanzleramtsminister Ronald Pofalla in der zweiten Reihe hinter Rösler Platz nehmen müssen.

Doch als Merkel ihr Schreiben an Philipp Rösler aufsetzte, um ihn zu ihrem Stellvertreter zu ernennen, konnte sie als Adresse das Gesundheitsministerium streichen und das Wirtschaftsministerium eintragen. Denn in der Zwischenzeit hatte Rösler die Rochade in der FDP vollzogen: Daniel Bahr wird Gesundheitsminister, Rainer Brüderle wird Fraktionschef und er selbst übernimmt von Brüderle das Wirtschaftsministerium. Und da der Wirtschaftsminister ohnehin seinen Stuhl in der ersten Reihe der Regierungsbank hat, muss lediglich Außenminister Guido Westerwelle eins aufrücken, damit Rösler neben Merkel zu sitzen kommt. Und von der Leyen bleibt in der ersten Reihe.

Die Umbesetzung führte zudem zu viel Arbeit für die Urkundsbeamten des Präsidialamtes. Brüderle bekam eine Entlassungsurkunde als Wirtschaftsminister. Bahr eine Ernennungsurkunde als Gesundheitsminister. Rösler zunächst eine Entlassungsurkunde als Gesundheitsminister und Sekunden später eine Ernennungsurkunde als Wirtschaftsminister. Doch damit nicht genug: Acht weitere Urkunden waren fällig. Denn mit jeder Entlassung eines Bundesministers werden automatisch auch seine parlamentarischen Staatssekretäre entlassen. Wenn der neue Minister signalisiert, dass er sie behalten will, bekommen sie Sekunden später auch schon wieder eine neue Ernennungsurkunde.

Bei manchen alten Hasen haben sich auf diese Weise schon etliche Urkunden angesammelt. Da die erste Urkunde mit der ersten Ernennung fällig wird, die zweite bei der Entlassung und die dritte beim Wechsel zu einem Minister, der die Spitzenkraft behalten will, kursiert unter den Parlamentarischen Staatssekretären ein Geheimtipp für die Karriereplanung: "Immer darauf achten, dass man eine ungerade Zahl von Urkunden hat..."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort