Eröffnung verschiebt sich voraussichtlich auf 2015 Platzeck feuert Berliner Flughafenchef

Berlin · Brandenburgs Ministerpräsident ist neuer Aufsichtsratschef des Pannen-Airports. Geschäftsführer Rainer Schwarz muss gehen. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden. Die Eröffnung verschiebt sich voraussichtlich auf 2015.

Wegen der desaströsen Zustände auf der Baustelle des neuen Berliner Großflughafens hat der Aufsichtsrat der Betreibergesellschaft Flughafenchef Rainer Schwarz mit sofortiger Wirkung entlassen. "Herr Schwarz hat sein Dienstzimmer geräumt und den Betrieb verlassen", sagte der neue Aufsichtsratschef, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), gestern nach einer Sondersitzung des Kontrollgremiums. Platzeck war im Aufsichtsrat zuvor einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Er übernahm das Amt von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der zurückgetreten war.

Die drei Gesellschafter der Betreibergesellschaft, die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund als Minderheitseigner, zogen mit dem Rauswurf des Flughafen-Chefmanagers die Konsequenz aus einer beispiellosen Pannenserie. Am 6. Januar war bekanntgeworden, dass der neue Großflughafen BER in Berlin-Schönefeld wegen dramatischer Baufehler und Brandschutzproblemen auch 2013 nicht eröffnet werden kann. Auch der zuletzt anvisierte Eröffnungstermin am 27. Oktober 2013 sei nicht einzuhalten, hatte Technik-Chef Horst Amann dem Aufsichtsrat in einem Schreiben am 4. Januar mitgeteilt. Schon zuvor war der Eröffnungstermin dreimal verschoben worden.

Schwarz, der bis 2006 Chef des Düsseldorfer Flughafens war, wird in Berlin die Hauptverantwortung für die Pannenserie zugeschrieben. Die Flughafenplanung sei unter seiner Regie aus der Kontrolle geraten, hieß es. Der 56-jährige promovierte Betriebswirt habe vor allem kaufmännische Ziele verfolgt, über die für ein Großprojekt nötige bauliche Erfahrung aber nicht verfügt. Schwarz habe "kein Kerosin im Blut", der eigentliche Flugbetrieb habe ihn eher weniger interessiert.

Auf die Entlassung des Flughafenchefs hatte vor allem der Bund gedrängt, Berlin und Brandenburg hielten ihm dagegen lange Zeit die Treue. Auch die Berufung Platzecks als Nachfolger von Wowereit an der Aufsichtsratsspitze wollten Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) dem Vernehmen nach nicht mittragen. In einem Acht-Augen-Gespräch vor wenigen Tagen mit Schäuble und Ramsauer setzten Platzeck und Wowereit die Personalrochade im Aufsichtsrat jedoch durch. Im Gegenzug sicherten die Länderchefs zu, die Geschäftsführung der Betreibergesellschaft neu zu besetzen und aufzustocken.

Ein Nachfolger für Schwarz ist jedoch noch nicht gefunden. Gesucht wird zudem ein neuer Finanzvorstand für die künftig dreiköpfige Geschäftsführung. Es kursiere eine Shortlist mit vier Namen, hieß es in Berliner Regierungs- und Koalitionskreisen. Darauf habe auch der Name des Münchner Flughafenchefs Thomas Weyer gestanden, dieser habe aber in dieser Woche bereits abgewunken. Weyer war in Berlin bereits einer der für den Flughafen-Bau zuständigen Geschäftsführer und vor Jahren auch als Flughafenchef im Gespräch. Er wechselte 2008 jedoch von Berlin nach München, weil sich Wowereit nicht für ihn, sondern für Schwarz entschieden hatte. Auch der Geschäftsführer des kleinen Flughafens Paderborn Lippstadt, Elmar Kleinert, soll auf der Kandidatenliste stehen.

Bis ein Nachfolger gefunden ist, soll Technikchef Horst Amann die Betreibergesellschaft übergangsweise allein führen. Wann das Milliardenprojekt angesichts massiver Baumängel eröffnet werden kann, bleibt weiter ungewiss. Nach Einschätzung Amanns wird der Pannenflughafen wahrscheinlich erst 2015 fertig. Er sagte dazu gestern Abend im ZDF: "Ich gehe eher von 2015 aus". In den kommenden Monaten solle zunächst der aktuelle Bauzustand des Gebäudes ausführlich untersucht werden. Platzeck kündigte an, dass der alte, zentral gelegene Flughafen Berlin-Tegel für den nun länger notwendigen Übergangsbetrieb aufgerüstet werden soll.

(mar)
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