Gute Arbeitsmarktlage Deutschland entgeht der Rezession

Berlin · Der gute Arbeitsmarkt und Entlastungen stimmen Experten für 2013 positiv. Der hohe Beschäftigungsstand, geringere Rentenbeiträge und der Wegfall der Praxisgebühr stabilisieren nach Einschätzung führender Wirtschaftsforschungsinstitute 2013 die schwächelnde Konjunktur.

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Foto: ddp, ddp

"An einer Rezession schrammt Deutschland sehr wahrscheinlich vorbei", sagte Joachim Scheide, Konjunkturchef am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). "Der private Konsum wird eine wichtige Konjunkturstütze auch im laufenden Jahr sein."

Auch Torsten Schmidt, Konjunkturexperte am Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsforschungsinstitut (RWI) in Essen, erwartete trotz der spürbaren Abkühlung kein Abrutschen in eine Rezession. "Spätestens im Frühjahr wird es wieder leicht aufwärts gehen. Dazu tragen neben einem noch robusten Konsum auch die Exporte bei.".

Zudem dürften auch geringfügige Abgaben-Entlastungen helfen: Gesetzlich Krankenversicherte müssen seit dem 1. Januar keine Praxisgebühr mehr bezahlen, die bisher üblichen zehn Euro beim ersten Arztbesuch pro Quartal entfallen. Zudem sank der Beitragssatz zur Rentenversicherung um 0,7 Punkte auf nur noch 18,9 Prozent.

Bei einem Bruttogehalt von 3000 Euro bedeutet dies monatlich gut zehn Euro mehr im Portemonnaie. Allerdings wird diese Entlastung bei höheren Einkommen konterkariert durch die gleichzeitige Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze. Auch die Erhöhung des Pflege-Beitrags dämpft den Anstieg der Nettobezüge.

Stabilisierend wirkt die hohe Beschäftigung: Im Jahr 2012 waren in Deutschland 41,5 Millionen Menschen erwerbstätig — so viele wie noch nie. Die Erwerbstätigenzahl sei um 416.000 gegenüber dem Vorjahr gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit.

Der Rekord ist der sechste Jahres-Höchstwert in Folge: Seit 2005 konnte die Erwerbstätigenzahl um 2,66 Millionen zulegen. Umgekehrt sei die Zahl der Arbeitslosen seit 2005 um 2,23 Millionen gesunken.

Der Arbeitsmarkt-Erfolg ist einer der Hauptgründe dafür, dass die deutsche Wirtschaft in der Euro-Schuldenkrise bisher glimpflich davonkam. Künftig dürften auch weitere Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst und vielen Industriebranchen den Konsum stützen. "Die verfügbaren Einkommen laufen weiter gut, obwohl die Beschäftigung insgesamt eher stagnieren wird", sagte IfW-Experte Scheide.

Im vierten Quartal 2012 ging die Wirtschaftsleistung zurück. Im ersten Quartal 2013 dürfte sie stagnieren. Trotzdem könne Deutschland — anders als der Euro-Raum insgesamt — eine Rezession vermeiden. Dafür spräche auch die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, so Scheide.

(mar)
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