Land könnte an Kapazitätsgrenzen stoßen Berlin gehen freie Plätze in Flüchtlingsunterkünften aus

Berlin hat immer weniger Platz für geflüchtete Menschen. Der Sozialsenatorin Katja Kipping zufolge sind aktuell nur noch etwa 200 Plätze frei. Man suche nach Lösungen. Aus Zwei-Bett-Zimmern sollen nun etwa Vier-Bett-Zimmer werden.

Geflüchtete Menschen aus der Ukraine kommen an einem Bahnhof in Brandenburg an. (Symbolbild)

Geflüchtete Menschen aus der Ukraine kommen an einem Bahnhof in Brandenburg an. (Symbolbild)

Foto: dpa/Frank Hammerschmidt

Bei der Unterbringung von Asylsuchenden und Ukraine-Flüchtlingen droht Berlin ein Engpass. Derzeit gebe es nur noch etwa 200 freie Plätze, sagte Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) am Montag in Berlin. Aktuell verfüge das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) zwar über 27.700 Unterkunftsplätze in Berlin, so viel wie noch nie. Aber seit Monaten kontinuierlich steigende Asylbewerberzahlen und ein möglicher erneuter größerer Zustrom von Flüchtlingen aus der Ukraine in den nächsten Monaten bringen das Land an die Kapazitätsgrenzen.

Allein in Polen lebten etwa eine Million Ukraine-Flüchtlinge in nicht winterfesten Unterkünften, die sich auf die Reise nach Deutschland begeben könnten. Dazu komme die prekäre Situation in der Ukraine selbst. „Ein Ansteigen der Ukraine-Geflüchteten-Zahlen bis zu mehreren tausend pro Tag können wir für den Winter nicht ausschließen“, sagte Kipping.

Dazu komme, dass in den vom LAF betriebenen Unterkünften für Asylbewerber und Flüchtlinge rund 7.000 sogenannte Statusgewandelte leben. Das sind Menschen, deren Asylverfahren bereits entschieden ist, die aber auf dem angespannten Wohnungsmarkt keine Bleibe finden und nicht auf die Straße gesetzt werden können.

Nach Angaben der Berliner Sozialverwaltung beantragten in diesem Jahr zwischen Januar und September bereits mehr als 12.200 Menschen neu Asyl in Berlin. Das waren rund 4.400 Asylsuchende mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Allein im September registrierte das LAF rund 650 Anträge mehr als im August.

Die Hälfte der Erstantragsteller blieb in Berlin, sodass die Stadt einschließlich der Asylbewerber mit Folgeanträgen rund 9.000 Menschen beherbergen musste. Viele der Menschen kommen laut Kipping aus Syrien, Afghanistan, Moldau. Georgien und Aserbaidschan.

Zudem wurden allein im September im Ukraine-Ankunftszentrum in Tegel 1.568 Frauen und Männer registriert, die ebenfalls in Berlin untergebracht werden mussten. Insgesamt wurden in der Bundeshauptstadt seit Kriegsausbruch bislang rund 26.000 Menschen aus der Ukraine mit einer Unterkunft versorgt.

Asylbewerber werden im Ankunftszentrum in Berlin-Reinickendorf erfasst und versorgt, die Ukraine-Flüchtlinge gesondert im früheren Flughafen Tegel. Wegen der Überlastung in Reinickendorf mussten zuletzt vermehrt Asylbewerber auch in Tegel untergebracht werden.

Um weitere Plätze zu schaffen, soll in den Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften jetzt „nachverdichtet“ werden, wie Kipping sagte. Das bedeutet beispielsweise, aus Zwei-Bett-Zimmern werden Vier-Bett-Zimmer gemacht. So sollen weitere 500 Plätze entstehen

Zudem will die Sozialsenatorin zum „Abpuffern“ die Terminals A und B im früheren Flughafen Tegel für Asylsuchende akquirieren, um sie dort für einen begrenzten Zeitraum unterbringen zu können. Derzeit befindet sich dort noch das Ukraine-Ankunftszentrum, ein Zelt, das aber jetzt winterfest in den früheren Terminal C umziehen wird. A und B sollten dann eigentlich geschlossen werden. Eine Sache schließt Kipping allerdings aus: „Eine Unterbringung in Turnhallen wird es nicht geben“, sagte sie. Kipping fügte hinzu: „Sonst schauen wir in alle Richtungen.“

(msk/epd)
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