Flüchtlingslage in Berlin „Mein ganzer Körper war nur noch voll mit Angst“

Berlin · Immer mehr Menschen aus der Ukraine kommen nach Deutschland, die meisten erreichen zuerst die Hauptstadt. Am Berliner Hauptbahnhof spielen sich traurige und berührende Szenen ab, die Hilfsbereitschaft ist nach wie vor groß. Doch die Stadt ächzt unter der Belastung.

 Menschen warten in der Anlaufstelle für Flüchtlinge aus der Ukraine auf dem Hauptbahnhof.

Menschen warten in der Anlaufstelle für Flüchtlinge aus der Ukraine auf dem Hauptbahnhof.

Foto: dpa/Michael Hanschke

Nadiias Augen glitzern. Sie hat sich auffällig geschminkt, einen violetten Lidstrich aufgetragen, die Wangen mit blauem Glitzerpuder bestäubt. „Das ist für meine seelische Gesundheit“, sagt die 25-jährige Ukrainerin in holprigem Englisch. Sie sei eine professionelle Make-up-Künsterlin, findet ihre 29 Jahre alte Freundin Yana. Die beiden jungen Frauen lachen kurz auf. Dann kehrt schnell der traurige Blick zurück. Nadiia und Yana sind vor rund zwei Wochen aus ihrer Heimatstadt Bilhorod-Dnistrowskyj im Südwesten der Ukraine nahe Odessa nach Berlin gekommen. Ihre Eltern blieben dort, sie konnten sich nicht von der Heimat lösen, sind zu verwurzelt dort. Auch sie wolle nichts lieber, als einfach wieder nach Hause zurückfahren, sagt Yana. „Aber ich konnte nicht mehr bleiben. Mein ganzer Köper war nur noch voll mit Angst.“